AmtsspracheGestern kursierte ein Schreiben einer Schuldirektorin in den Sozialen Medien, das in seiner Kuriosität aber auch Unverfrorenheit seinesgleichen sucht. Betitelt mit „Amtssprache Deutsch“ erließ die Direktorin einen Deutschpflichterlass im gesamten Schulbereich, angeblich in Reaktion auf einen Streit an der Schule, der nicht in Deutsch geführt worden sein und daher zu einem „interkulturellen Missverständnis“ geführt haben soll. Ausgenommen wurden nur die Unterrichtsstunden der dort gelehrten Fremdsprachen. Und: Telefonate mit nichtdeutschsprachigen Eltern, aber die nur dort, „wo sich keine anderen Personen aufhalten, die sich auf irgendeine Art beleidigt fühlen können“. Ganz abgesehen einmal vom pädagogischen Unsinn dieser Maßnahme, gibt’s noch ein abstruses Detail: Die Schule führt den gar nicht deutschklingenden Namen Vienna Business School.

Der Schulerhalter, ein von der Wirtschaftskammer Wien betriebener Fonds, hat nun Krisen-PR betrieben und spricht in einer Presseaussendung seinerseits von einem „Missverständnis. Aha, ein „Missverständnis also, obwohl sich die Direktorin aber auch die KritikerInnen vorbildhaft in der „Amtssprache Deutsch ausgedrückt hatten! 

Ich, ehrlich gesagt, würde hier nicht von einem Missverständnis sprechen. Aber könnte es sich vielleicht um eine interkulturelle Differenz handeln, weil die Direktorin auf einem anderen Planeten zu leben scheint? Denn hier in Österreich gelten die Amtssprachen – ja, ja, deren gibt es mehrere – noch immer in der Kommunikation zwischen staatlichen Behörden und den BürgerInnen. Und Amtsprachen regeln nicht die privaten Umgangsprachen, weder an der Vienna Business School in Mödling noch sonstwo in Österreich. Und noch etwas: Wer sich beim Hören einer anderen Sprache als Deutsch beleidigt fühlt, sollte sich schleunigst überlegen, unter einen Glassturz zu ziehen. Dieser sollte akustisch abgeschirmt und am besten auch gleich blickdicht sein, denn man weiß ja nie, was oder wer auch noch das Auge beleidigen könnte …