AuschwitzMit den Morden und dem unfassbaren Kulturbruch, der mit dem Namen des Konzentrationslagers Auschwitz verbunden ist, bin ich kurz nach meinem Studium zweimal konfrontiert worden. Einmal durch eigene Forschungen als junger Historiker über das Leben meiner Vorarlberger Landsfrau Maria Stromberger, die als Krankenschwester im SS-Revier gearbeitet und sich dort der Widerstandsorganisation anschlossen hat. Sie wurde von den Häftlingen als „Engel von Auschwitz“ bezeichnet.

Andererseits durch die Reaktionen – hauptsächlich von Eltern –, als ich mit einer Klasse das Theaterstück „Die Ermittlung“ des Dramatikers Peter Weiss gelesen habe. Dieses Stück thematisiert den heute vor 50 Jahren mit der Urteilsverkündung beendeten legendären „Auschwitz-Prozess“ in Frankfurt am Main.

Heute vor 50 Jahren endete mit der Urteilsverkündung der Frankfurter „Auschwitz-Prozess“. Er hat die Sicht auf den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg nachhaltig verändert. In Österreich – wie leider fast immer – mit etwas Zeitverzögerung.

Die Bedeutung dieses Prozesses ist kaum zu überschätzen. Die Werte der Adenauer-Republik waren für einen großen Teil insbesondere der jungen Intellektuellen nicht mehr akzeptabel, Deutschland insgesamt aber noch kaum bereit, den Holocaust aufzuarbeiten. Der Prozess selbst kam ja erst ins Rollen, weil ein ehemaliger SS-Polizeiführer auf Wiederherstellung seines Beamtenstatus klagte. Bei diesem Prozess wurden die Exekutionen seines Kommandos bekannt.

Das führte zum „Ulmer Einsatzgruppenprozess“ von 1958 und zur Einrichtung der Zentralstelle zur Ermittlung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg. Von 1963 bis 1965 dauerte dann der aufsehenerregende Auschwitz-Prozess.

Ich konnte selbst noch mehrmals mit Hermann Langbein über die Bedeutung des Prozesses sprechen. Er war Journalist, ehemaliger Lagerhäftling und Vorsitzender des Internationalen Auschwitz-Komitees. Ihm gelang es, dass auch in Österreich Ermittlungen gegen über 55 Verdächtige wegen Verbrechen im KZ Auschwitz eingeleitet wurden (Österreichische Auschwitzprozesse). Doch die österreichische Gesellschaft und vor allem die Justiz waren leider noch viel weniger bereit für die Aufarbeitung als Deutschland. Nach elf (!) Jahren wurden vier (!) Verdächtige vor Gericht gestellt. 1972 wurden alle vier freigesprochen, darunter auch die von den Medien als „Baumeister des Massenmordes“ bezeichneten Walter Dejaco und Fritz Ertl.

Diese und die Ungeheuerlichkeit weiterer Freisprüche haben schließlich auch in Österreich zu einem Umdenken geführt. Seit dem Jahre 2001 dokumentiert die am Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) und am Österreichischen Staatsarchiv angesiedelte Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz die Akten der justiziellen Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen in Österreich. Eine kurze Zusammenfassung findet sich hier: „KZ Auschwitz: Die Österreicher waren die Ärgsten

Foto: Holocaust Education & Archive Research, http://www.HolocaustResearchProject.org, http://auschwitz17.blogspot.co.at/