Nein, blicken wir für einmal nicht nach Finnland, sondern nach Polen. Für uns Österreicher ist das besonders interessant, denn die Polen waren vor eineinhalb Jahrzehnten bildungspolitisch in einer Situation, die unserer heute vergleichbar ist. Der Unterschied: Die Politik hat damnals in Polen die Probleme erkannt, reagiert und eine grundlegende Schulreform gewagt. Mit Erfolg: Jahr für Jahr holt das Land im internationalen Vergleich auf. Die Grundzüge der Reform gleichen jenen, die wir anstreben: die Pflichtschulzeit wurde um ein Jahr verlängert (indem man die achtjährige Grundschule um zwei Jahre verkürzte und das dreijährige „Gimnazjum“ einführte), die Lehrpläne wurden modernisiert, es gibt landesweite, standardisierte Prüfungen am Ende der Grundschule, am Ende des Gimnazjums und als Zentralmatura. Das Ergebnis: „Jetzt reüssieren sie in Rankings wie Pisa. Belegten sie im Jahr 2000 beim Lesen noch Platz 24, erreichten sie 2009 schon Platz zwölf – somit kletterten sie vom hintersten ins vorderste Drittel. Österreich hingegen rutschte von Platz 19 auf Platz 31 ab. Hierzulande kämpft jeder vierte Schüler damit, den Inhalt eines Textes zu verstehen.“

Nachzulesen ist das alles in einem lesenswerten „Falter“-Artikel, aus dem auch das Zitat stammt: „Nation der Streber

Übrigens: Umgesetzt haben diese Reformen die Konservativen. Es gab heftigen Streit mit den LehrerInnen und die Wahlen wurden verloren. Die Verantwortung für das Land war den polnischen Konservativen aber mehr wert als jene für die Partei. Die ÖVP ist am besten Weg, die Bildungsreform zu verlieren und die kommenden Wahlen.

Für Polen scheint zu gelten, was bei uns erst umgesetzt werden muss: „Kein Kind zurücklassen!“