Es gibt Dinge, die möchte man nicht glauben: 43 Prozent der Österreicher sind laut einem Bericht im ORF-Mittagsjournal davon überzeugt, dass die Juden an der jetzigen Finanzkrise schuld oder zumindest mitverantwortlich sind. Na Danke! Die Studie wurde von der US-Organisation Anti-Defamation-League in Auftrag gegeben. Demnach hält jeder dritte Österreicher antisemitische Stereotypen für wahr oder wahrscheinlich. Dazu gehören Unsinnigkeiten wie die ständig kolportierte Behauptung, dass der Einfluss der Juden in der Wirtschaft zu groß oder dass Juden Israel gegenüber loyaler seien als gegenüber Österreich.

Das einzig Positive: Der Antisemitismus in unsrem Land nimmt zumindest leicht ab, im europäischen Vergleich liegen wir aber leider noch immer im oberen Mittelfeld (zum Glück nach Ländern wie Polen oder Spanien).

Nicht nur die Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde stellen sich die Frage, wie rechts Österreich ist. Die Wahl Martin Grafs (FPÖ) zum Dritten Nationalratspräsidenten, die Bestellungen seiner Mitarbeiter bei einem rechsextremen Versandhandel, die Gewaltbereitsch rechtsextremer Organisationen bzw. in deren Umfeld (zuletzt vor einer Woche sogar ein Toter bei uns in Vorarlberg!), die als „Jugendtorheiten“ verharmlosten Kriegsspiele des FPÖ-Führers Strache, die Normalität von Rassismus und Antisemitismus („Stopp der Überfremdung!“ wird als Parole schon fast als normal empfunden), marodierende Skinheadbanden etc. Dazu ein Tipp: Heribert Schiedel beobachtet die Szene seit fast 20 Jahren und hat eine umfassende Bestandsaufnahme des heimischen Rechtsextremismus vorgelegt. Eine Rezension des Buches ist im Internet abrufbar: „Der rechte Rand„!