Heute wird in Wien ganz offiziell das „King Abdullah bin Abdulaziz International Centre for Interreligious and Intercultural Dialogue“ (KAICIID) eröffnet. Der ORF hat in der Sendung „Orientierung“ gestern (hier zum Nachschauen) einen ausführlichen Vorbericht dazu gemacht.

Schon vor über einem Jahr habe ich auf die Problematik aufmerksam gemacht (Grüne Kritik an Privilegien für Dialogzentrum) und auch auf diesem Blog mehrmals sehr kritisch (Österreich sponsert saudische Fundis!) zu diesem angeblichen Dialogzentrum Stellung bezogen. Ich habe auf die Gefahr hingewiesen, dass es eher zur Errichtung eines „wahhabitischen Zentrums“ in Wien kommen könnte und auch unser Außenminister hier eventuell ganz andere Interessen als den interreligiösen Dialog im Auge hat („Spindelegger macht den Fundis die Räuberleiter!“).

Seit der Vertragsunterzeichnung ist jedenfalls die – nicht nur von uns Grünen geäußerte Kritik – nicht verstummt: Das Dialogzentrum als Feigenblatt für ein Land, das im Inneren auf Menschenrechte wenig Rücksicht nimmt?

Die Teilnehmerliste heute ist dennoch sehr prominent: UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon wird erwartet, Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) gibt sich die Ehre, mit mit Saud al-Faisal ist auch ein Mitglied des saudischen Königshauses mit dabei. Dazu kommen Religionsvertreter aus aller Welt: der ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios, der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Luis Tauran, und der Bischof von Madrid, Antonio Maria Rouco Varela.

Ob einer von ihnen deutliche Worte zu den Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien finden wird? Etwa zur Tatsache, dass derzeit dem Journalisten Hamsa Kaschgari die Todesstrafe droht, weil er kritische Sätze über den Propheten Mohammed getwittert hat?

Und nimmt Herr Spindelegger Stellung zum Aufruf des saudischen Großmufti vor einem halben Jahr, der die Zerstörung christlicher Kirchen auf der arabischen Halbinsel zum Inhalt hatte? Fordert er den „Dialog“ auch dort ein, wo Menschen ausgepeitscht werden, wo man Hände abhackt, der Abfall vom richtigen Glauben mit der Todesstrafe bedroht ist? Oder spielt Österreich bei einer unglaublichen Farce mit und verhilft diesen Herrschaften zu internationaler Reputation? Ein christlichsozialer Politiker wie Michael Spindelegger sollte in klaren Worten auf diese Missstände hinweisen und die Einhaltung der Menschenrechte einfordern.