aula_maerz2015„Aula“ und „Zur Zeit“ sind also Zeitschriften der FPÖ für Intellektuelle. Halt für blaue Intellektuelle. Meint die FPÖ. Peinlich etwa die „Verunglimpfung von Ruth Klüger und anderen KZ-Überlebenden in der „Aula“.
In der letzten Ausgabe bekomme auch ich von der „Aula“ mein „Fett“ ab und die Empfehlung, mich an angeblichen Vorbildern wie Alexander Löhr und Manfred von Richthofen zu orientieren. Bemerkenswert ist diese Empfehlung nicht nur inhaltlich, beachtenswert ist auch das sprachliche Reservoir, aus dem die blauen „Vordenker“ da schöpfen: „An ihnen könnten sich Kreaturen wie Walser ein Vorbild nehmen.“ Autor des Artikels ist der oberösterreichische Rechtsextremist Fred Duswald (Alter Herr der aB! Danubia, München). Er ist schon mehrfach einschlägig aufgefallen – etwa durch die Beschimpfung des Widerstandskämpfers Franz Jägerstätter oder der homosexuellen NS-Opfer („Sittenstrolche“, „Sittlichkeitsverbrecher“). Näheres hier: „NS-Apologetik in der Zeitschrift Die Aula: Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus“. Und weil’s mit der Punzierung „Kreatur“ nicht genug ist, werde ich auch gleich als „Umerzieher“ geoutet.
Vergleichsweise zivilisiert ist da „Zur Zeit“, die sich an der „unappetitlichen Form des Umgangs mit dem Andenken Verstorbener“ stößt und den Kaisersohn Otto bemüht, um abzuleiten, dass sich eine solche Vorgangsweise bald rächen würde. Ach ja, richten es die Recken aus der Nazi-Zeit nicht verbal, muss halt irgendwie wenigstens der Kaiser her.
Grund für die rüden braun-blauen Attacken gegen mich ist ein politischer Erfolg. Es ist uns Grünen nämlich gelungen, ein „ehrendes Gedenken“ an den Kriegsverbrecher Alexander Löhr im öffentlichen Raum („Kriegsverbrecher als ‚unvergesslicher Kamerad“) abzustellen.
Pikant ist, dass das von diversen Mandataren der „Sozialen Heimatpartei“ für krude historische Absonderungen und extra-patriotische Ergüsse gern genutzte Blatt in Bratislava gedruckt wird. Daraus lassen sich zwei Schlüsse ziehen: Entweder wird die slowakische Hauptstadt noch dem alten Reich (ob jenem vor 1918 oder dem Tausendjährigen sei dahingestellt), also der engeren Heimat, zugerechnet, oder die Herausgeber profitieren doch von den günstigeren Durckkosten und pfeifen in diesem Fall auch auf ihre heimatorientierte Loyalität.
Übrigens: Die Vater-Sohn-Mölzer-Postille „Zur Zeit“ erhält staatliche Vertriebsförderung – im letzten Jahr immerhin 36.724,80€. In den Richtlinien für die Vergabe der Gelder ist festgehalten, dass Medien, die wegen Verhetzung oder wegen des Verstoßes gegen das Verbotsgesetz rechtskräftig verurteilt wurden, keine Presseförderung erhalten dürfen. Das könne, so der VÖZ, „einen Beitrag zur demokratiepolitischen Hygiene am heimischen Mediensektor“ leisten. Immerhin ist in den letzten Jahren nicht nur der Ex-Herausgeber von „Zur Zeit“, Andreas Mölzer, wegen rassistischer Artikel in seinem Blatt immer wieder in die Kritik geraten. Es wird also zu untersuchen sein, inwieweit „Zur Zeit“ diesen Richtlinien gerecht wird. Wir werden darauf ein Auge haben.