Ist es wieder nur eine ministerielle Ankündigung („Eignungstest für Lehrer kommt“)? Oder wird ein Aufnahmeverfahren für angehende LehrerInnen auch an den Universitäten bald schon Realität sein?

Prinzipiell sind Aufnahmeverfahren mit Eignungstests für alle angehenden Lehrer und Lehrerinnen durchaus zu begrüßen. Doch wie soll das funktionieren? Immerhin stehen uns schwierige Jahre bevor: Zwischen 2016 und 2018 gehen in Österreich jährlich etwa 4200 Lehrkräfte in Pension, bis 2025 wird bundesweit etwa die Hälfte aller derzeit rund 120.000 Lehrkräfte pensioniert. Die Zahl der AbsolventInnen an den Pädagogischen Hochschulen und den Universitäten lag noch vor drei Jahren bei nicht einmal 2.500. Auch wenn diese Zahlen inzwischen steigen und es leicht sinkende SchülerInnenzahlen geben dürfte: Wie soll sich da eine Prüfungsverfahren ausgehen? Immerhin ist zu bedenken, dass allein die Umwandlung der Hauptschulen in Neue Mittelschulen, wo in den Hauptfächern jeweils zwei Lehrer unterrichten, bis 2018 etwa 3900 zusätzliche Lehrkräfte erfordert. Wir werden also wohl auf (fast) alle angewiesen sein, die diesen Beruf ergreifen wollen.

Zudem darf ich daran erinnern, dass ich von der Ministerin schon vor eineinhalb Jahren Sofortmaßnahmen wie Kurzstudien für fachlich qualifizierte QuereinsteigerInnen an den Pädagogischen Hochschulen gefordert habe. Wir werden diese Lehrkräfte dringend benötigen.

In der Schweiz bewährt sich in einigen Kantonen so ein Modell bereits. Dort haben sich über 1200 Personen mit Berufserfahrung in einem anderen Bereich für eine Lehramtsausbildung beworben, 272 haben schließlich bestanden. Ähnliche Initiativen werden wir auch in Österreich benötigen.

Das ändert aber natürlich nichts daran, dass Eignungsverfahren notwendig sind. Im PISA-Musterland Finnland gibt es so ein Eignungsverfahren schon lange, dort hat man aber auch konsequent darauf hingearbeitet. Letztes Jahr wurden von 6.600 Bewerbern nur 660 – also genau zehn Prozent – bei den Aufnahmetests ausgewählt. Generell hat in Skandinavien LehrerInnenberuf ein hohes Prestige. Wir in Österreich sind nicht in einer so günstigen Situation wie Finnland und werden wegen der Pensionierungswelle wohl zusätzliche Maßnahmen überlegen müssen, um motivierte und begabte PädagogInnen zu bekommen.

Bei allen Reformen im Schulbereich hat ein Grundsatz zu gelten: „Kein Kind zurücklassen!“