Ich gebe es zu: Ganz frei von Schadenfreude bin ich nicht, wenn ich an die Vorgänge rund um die Verhaftung von Julius Meinl V. denke. Und ich bin mit diesen Gefühlen ganz sicher nicht allein: Wer wie Meinl eine Kaution von 100 Millionen Euro binnen 54 Minuten herbeischaffen kann – aus Liechtenstein -, der spielt halt in einer Liga, in der man damit rechnen muss. Zwei Nächte im Häfn, Brennsuppe soll er bekommen haben und nur ein „Doppelzimmer“. Das musste er mit einer anderen zweifelhaften Berühmtheit teilen, die durch die Dopingaffäre bekannt geworden ist.
In Zeiten der Krise muss man halt mit Häme rechnen, wenn man nicht mehr im schwarzen Bentley ein paar Häuser weiter chauffiert wird, nicht mehr stolz darauf sein kann, noch nie ein öffentliches Verkehrsmittel benutzt zu haben, seinen anglophilen Tick nicht kultivieren kann: türkise Seidenkrawatte, blitzende Manschettenknöpfe, große Kulleraugen, adretter Seitenscheitel. Die Zeit berichtet ausführlich: „Ein Snob stürzt ab“.
Ganz vergessen sollte man aber die politische Komponente dieses Skandals nicht. In geschäftlicher und freundschaftlicher Beziehung zu Meinl stehen (standen?) ja interessante Personen: Wolfgang Flöttl spekulierte mit Meinl-Krediten, der fünfte Julius scheffelte mit abenteuerlichen Bilanztricks Millionen – und die Finanzmarktaufsicht schaute ungerührt zu. Glamour-Finanzminister und Pseudo-Nulldefizitler Karl-Heinz Grasser urlaubte mit Flöttel und Meinl auf dessen Yacht und verdiente sich auf Kosten der diversen Meinl-Fonds-Anleger eine goldene Nase. Diese drei Herren und ihre Kompagnons auf der ganzen Welt haben uns mit ihrer unsäglichen Gier in diese Krise geführt. Meinl – für den natürlich die Unschuldsvermutung gilt – wurde unter anderem wegen des Verdachts auf Anlegerbetrug und Untreue verhaftet. Ein Schelm, wer Böses denkt!
Haha… Schadenfreude… Schadenfreude, wie witzig.
Bekommt jetzt in Zeiten der Krise diese unrühmliche Tugend wieder Aufschwung, wenn alle Neider sich einen abgaffen am Niedergang anderer?