Offenkundiger geht es wohl kaum: Der Bürgermeister von Kemeten im Burgenland lehnt die Aufstellung einer Gedenktafel für die 200 vertriebenen und ermordeten Roma des Ortes trotz eines Gemeinderatsbeschlusses aus dem Jahr 2006 ab. Die Sache sei zu „heikel“, vor der Landtagswahl gehe nichts: „Roma-Gedenktafel: „Nicht vor der Wahl“

Die Gedenktafel ist auf einer bereits fertiggestellten Stahlskulptur angebracht – eine ( !) von 15 Tafeln zur Kemeter Geschichte. Wahrlich nicht zuviel des Gedenkens für 200 vertriebene und ermordete Roma. Auch das Fundament der Skulptur ist übrigens seit 2006 fertig.

Seit fast vier Jahren also könnte die Skulptur aufgestellt werden. Jetzt wird mit dem ausdrücklichen Hinweis auf die bevorstehenden Landtagswahlen die Aufstellung als zu „heikel“ abgelehnt. Dann reden Sie doch Klartext, Herr Bürgermeister: Was ist denn zu heikel an der Aufstellung dieser Sulptur? Was ist zu „heikel“ daran, wenn eine Gemeinde 65 Jahre nach Ende der NS-Herrschaft nicht in der Lage ist, an 200 Vertriebene und Ermordete aus der Gemeinde zu erinnern?

Es ist eine Schande für unser Land! Vor allem dann, wenn sich auf derartige Vorfälle nicht massiver Protest erhebt. In diesem Fall muss gelten: Wir sind alle Roma.

Der evangelische Pastor Martin Niemöller hat das so ausgedrückt:

Als sie die Kommunisten geholt haben …

Als sie die Kommunisten geholt haben,

hab ich nichts gesagt. Ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten geholt haben,

hab ich nichts gesagt. Ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Juden geholt haben,

hab ich nichts gesagt. Ich war ja kein Jude.

Als sie mich geholt haben, war niemand mehr da, der hätte etwas sagen können.