Harald-Walser_Wahlsujet-2Es ist schon ein Krampf mit der Elementarpädagogik, genauer mit der Politik dazu: Ausnahmslos sind sich ExpertInnen und Betroffene aus Theorie und Praxis einig, dass Österreich auch hier nachhinkt. Zwar hat sich in den letzten zehn Jahren einiges zum Positiven verändert. Der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze schreitet rasant voran. Immerhin haben 23% der Kinder unter drei Jahren aktuell einen Krippenplatz. Die Erkenntnis, dass Mütter und Väter nur dann einer Berufstätigkeit nachgehen können, wenn es ein flächendeckendes Angebot an Krippen- und Kindergartenplätzen gibt, hat bewirkt, dass die Mittel für den weiteren Ausbau deutlich erhöht wurden. Das ist erfreulich, aber als Bildungspolitiker vermisse ich die Debatte um die Qualität und die Konsequenzen aus den vielen Sonntagsreden zur „ersten Bildungseinrichtung“.

Von einem Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz sind wir noch meilenweit entfernt. Einheitliche Qualitätskriterien scheitern am Widerstand der Länder. Daher muss der elementare Bildungsbereich endlich in Bundeskompetenz übernommen werden. Ebenso enttäuschend verlief die Reform der PädagogInnenausbildung. Anstatt eine verpflichtende Ausbildung aller PädagogInnen auf Hochschulniveau einzuführen, lässt man die Ausbildung an den BAKIPs unverändert und schafft lediglich die Möglichkeit eines Studiums. Die Weiterentwicklung einzelner PädagogInnen und LeiterInnen ist zu begrüßen, aber das ist bestenfalls ein Etappenziel, denn in Schulen hat auch nicht nur der Direktor oder die Direktorin studiert, sondern das gesamte Lehrpersonal.
Natürlich geht es in all diesen Fragen ums Geld. Österreich gibt gerade einmal 0,43% des BIP für frühkindliche Bildung aus und liegt damit unter dem OECD-Schnitt von 0,49%. In Dänemark sind die Ausgaben drei Mal so hoch. Es wird Zeit, dass auch unsere Regierung erkennt, dass sich Investitionen im elementaren Bildungsbereich auszahlen. Kinder, die schon möglichst früh in ihrer Entwicklung gut unterstützt werden, werden es auf ihrem weiteren Bildungsweg leichter haben und – wenn es schon ums Geld geht – später weniger Kosten verursachen. So gesehen, befindet sich die Entwicklung der Elementarpädagogik bei uns noch in den Kinderschuhen.

Am 29. Juni wird in Salzburg die große Fachtagung zur Elementarpädagogik „Wissenschaft trifft Praxis“ stattfinden. Ich freue mich auf die Gelegenheit, mich dort mit ExpertInnen aus allen Richtungen austauschen und meine Sicht als Bildungspolitiker darlegen zu können.