Alireza, ein unbegleiteter minderjähriger Flüchtling aus Afghanistan, ist seit 16 Monaten in Österreich. Seit zwölf Monaten lernt er Deutsch. In seinem allerersten österreichischen Schulzeugnis sind nur Einser, Zweier und Dreier.
Es waren die unhaltbaren Zustände im Flüchtlingslager, die im vorletzten Sommer Freunde von mir dazu veranlassten, in Privatinitiative Medikamente, Kleidung, Nahrungs- und Hygienemittel nach Traiskirchen zu bringen. Dabei lernte Cathy Alireza kennen. Sie nahm ihn mit in ihre StudentInnenwohnung nach Wien und kümmerte sich nach einem Facebook-Aufruf mit Bekannten und FreundInnen um ihn.
Genauso schlecht wie sich die Bundesregierung um die Versorgung der Flüchtenden kümmerte, kümmerte sie sich um deren Beschulung. Alireza bekam vom Samariterbund einen Deutschkurs finanziert. Cathy ersuchte mich darum, sie auf der Suche nach einem geeigneten Platz für das jetzt laufende Schuljahr zu unterstützen. Ich bat meinen Direktor, Julian bei uns an der Anton-Krieger-Gasse aufzunehmen, und wenige Tage später saß er vor mir in einer Vorbereitungsklasse zur Oberstufe.
Aus Alireza wurde Julian
Alireza wollte dann nur noch Julian genannt werden. Er hatte gesehen, was die Ideologisierung des Islams anrichtet, und wollte mit seinem Namen nicht damit in Verbindung gebracht werden.
Es war für mich eine große Erleichterung, seine schulischen Erfolge mitverfolgen zu können. Julians technisches Talent ist bestechend und seine Fortschritte im Spracherwerb – eingebettet in einem wohlwollenden pädagogischen Umfeld – sind beispielhaft. Nicht nur, dass er in allen Fächern zu Semesterende beurteilt werden konnte, in seinem Zeugnis finden sich weder Vierer noch Fünfer.
Ich darf ihn noch ein Semester als Lehrer begleiten, denn sein nächstes Ziel ist der Besuch einer HTL. Julians schulische Erfolge erfüllen mich mit Freude und auch mit Stolz für ihn, den ich so in meiner bisherigen professionellen Laufbahn noch nie kennenlernt hatte.
Ja, und ich bin mir sicher, dass es sehr viele Alirezas/Julians gibt. Ihre Geschichten sind noch zu erzählen.
Johannes Stöckler
Johannes Stöckler unterrichtet an einer Wiener AHS, ist Klubobmann der Grünen Hietzing und Fraktionsführer der Grünen im Wiener Stadtschulrat.
Lieber Herr Stöckler,
danke für Ihre Geschichte. So soll es sein!
Ich suche seit einem Jahr eine Schülerin, der ich aus solchen Gründen d.h. Flüchtlingshintergrund in Mathematik gratis Nachhilfe geben möchte. Ich habe es bisher über drei Organisationen probiert, doch die scheinen nicht die Kapazität zur Vermittlung zu haben. Sie können gerne mein Maiadresse weitergeben,falls Sie jemanden wissen. Bedingung ist nahe U1.
Danke !
Lieben Gruß
Gerburg Neunteufl (alf-schule.at)
Ich frage mich gerade, welchen Anteil „JULIAN“ an dieser Erfolgsstory hatte … – oder anders ausgedrückt:
Hätte Alireza dieselben Noten „geschrieben“ ?!?
Mein 1. Gedanke – nach’m LESEN der SCHLAGZEILE:
„Taugt ma voi !!“
ABER das ist in letzter Konsequenz. nicht die ganze Wahrheit … ;
denn:
MICHAEL hätte mir besser gefallen – sinngemäß !
Und am Schönsten wäre gewesen:
Hätte sich Alireza diesen wirklich tollen ERFOLG – ganz allein und höchst PERSÖNLICH(!) …
… „auf die Fahnen heften“ können .
Ach ja:
Kevin allein zu Haus !!! … wird nun neu verfilmt.
Allerdings wird „der Bengel“ nun – sowohl in der Neuverfilmung als auch in der, parallel geplanten, Neuauflage des Buches – DIAA heißen !!!
Übrigens:
DIAA bedeutet SONNENSCHEIN/Sonnenstrahl .
Und das wußten auch die Eltern des DIAA, den ich im Asylwerberheim „Haus Wörthersee“ kennengelernt habe;
und der nicht „unbegleitet“ ist:
Weil immerhin sein Vater (ziemlich unglücklich, weil der größte Teil der Familie nicht mitkommen konnte, und seit fast 15 Monaten schon …
… das Asylverfahren bereits läuft – pardon: sich dahiiiiiiehn…ziiieht … – und der Mann mit kurdischer Abstammung „allein zu Haus“ sitzt … und von seinen Gedanken an DIAA s Mutter und Schwester – seine Frau und seine Tochter – und der Sorge um deren WOHLERGEHEN, gequählt wird … !
DIAA geht auch zur Schule;
und ist daher weniger „ALLEIN ZU HAUS“ …
… als sein Vater – und dereinst irgend so ein KEVIN … !
JA, doch;
die Erfolgs-GESCHICHTE dieses JULIAN – mit seinem 1. österr. Schul-Zeugnis (parton: Schulnachricht!) …
… hat was:
Mich nachdenklich Stimmendes .
Er hätte ganz genau dieselben Noten bekommen, denn natürlich weiß jede/r in der Schule, wer er ist und im Zeugnis steht auch sein korrekter Name.
Mit Verlaub, aber eine 3 in der Volksschule wäre für mein Dafürhalten eine 5 in einer Höheren Schule, also im Prinzip ist dieses Zeugnis schlecht.
Mit Verlaub: Das ist die 5. Klasse eines Gymnasiums. Wer lesen kann, ist im Vorteil!