Selten habe ich jemandem lieber gratuliert: Bischof Erwin Kräutler hat bekanntlich am Donnerstag den Alternativen Nobelpreis erhalten. Er hat himmelschreiendes Unrecht immer konsequent angeprangert und sein ganzes Leben dem unerschrockenen Kampf für die Rechte von benachteiligten Menschen gewidmet. Kaum einer verdient diese Anerkennung so wie er. Und was mich persönlich freut: Als Direktor des Gymnasiums Feldkirch bin ich besonders stolz darauf, dass ein ehemaliger Schüler meiner Schule eine derartige Auszeichnung erhält. Kräutler saß übrigens mit einem anderen heutigen Bischof in der gleichen Klasse: Klaus Küng.
Kräutler ist es als Bischof gelungen, sowohl die Probleme der indigenen Bevölkerung über die Grenzen Brasiliens hinaus bekannt zu machen als auch die katastrophalen Auswirkungen der skrupellosen Ausbeutung der Natur. Sein Kampf für Rechte der Xingu und gegen Wahnsinnsprojekte wie das Mega-Wasserkraftwerk in Belo Monte haben weltweite Aufmerksamkeit erreicht. Bischof Kräutler wurde deshalb schon mehrfach mit dem Tod bedroht und hat 1987 ein Attentat schwer verletzt überlebt. Eine seiner Mitarbeiterinnen wurde 2005 sogar erschossen. Es bräuchte mehr unerschrockene und unbequeme Propheten wie Erwin Kräutler.
Im „Standard“ war er heute der „Kopf des Tages“ („Ein Jogger nach dem Rosenkranz am Rio Xingu“).