Die Diskussion um eine Neugestaltung der Ferienordnung taucht jährlich so sicher auf wie jene um das Ungeheuer von Loch Ness.
Ein paar Hinweis e von meiner Seite: Schul- und Ferienzeiten sollten nach pädagogischen Gesichtspunkten festgelegt werden und sich nicht an den Bedürfnissen des Tourismus oder einzelner Interessensgruppen orientieren. Lernpsychologen sprechen davon, dass ein Sechs-Wochen-Rhythmus ideal wäre. Die lange Arbeitsphase im Herbst sollte daher durch einwöchige Herbstferien entspannt, alle sechs Wochen eine Erholungsphase für die SchülerInnen vorgesehen werden.
Nicht pädagogische Erwägungen, sondern historische, traditionelle und wirtschaftliche Gründe liegen der geltenden Ferienordnung zu Grunde. Die langen Sommerferien habe schon Kaiserin Maria-Theresia eingeführt. Die SchülerInnen sollten bei der Feldarbeit in Erntezeiten helfen. Die Semesterferien – ursprünglich Energieferien – sollten während der Energiekrise der 70er Jahre die Heizkosten für Schulen eindämmen. Und die freien Dienstage nach Ostern und Pfingsten dienten der Anreise von LehrerInnen und SchülerInnen in die Internatsschulen nach den kirchlichen Feiertagen.
Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich geändert, Kinder werden nicht mehr als Erntehelfer benötigt und in den Energieferien wird dank Tourismuswirtschaft mehr Energie verbraucht als im übrigen Jahr. Bei berufstätigen Eltern klafft inzwischen eine Betreuungslücke von 43 Tagen zwischen den Ferienzeiten und dem gesetzlichen Urlaubsanspruch. Besonders die schulautonomen Tage stellen für Eltern eine große Herausforderung dar, weil diese von Schule zu Schule unterschiedlich vergeben werden. Ich habe heute daher gefordert, dass an unterrichtsfreien Werktagen außerhalb der Ferien an den Schulen ein Betreuungsangebot durch FreitzeitpädagogInnen oder auch Vereine angeboten werden soll.
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
Ferien-Diskussion Sehr geehrter Herr Walser!
Sie wissen sicher selbst, dass die meisten Bildungsexperten wenig Ahnung vom praktischen Schulalltag hat.
Aus Erfahrung weiß ich, dass der lange Herbst die mit Abstand beste Lernzeit ist. Die leidige Unterbrechung durch die Zusammenlegung autonomer Tage trübt den Lernfluss.
Über eine Neuregelung der Ferienzeiten soll selbstverständlich diskutiert werden. Aber bitte mit erfahrenen Lehrerinnen und Lehrern und nicht mit „Bildungsexperten“.
In diesem Zusammenhang bin ich für eine offizielle Reduzierung der Sommerferien auf 7,5 Wochen. Ich sehe nicht ein, dass ich nächste Woche mit zahlreichen administrativen Tätigkeiten (Schulbücher, Stundenplan, Einsprüche, Abrechnungen,…) eingedeckt bin und in der letzten Ferienwoche bereits Konferenzen und Nachprüfungen sind, während ganz Österreich von 9 Wochen Urlaub spricht. Das Problem ist nur, dass diese 1,5 Wochen derzeit noch auf der „Freiwilligkeit“ des Lehrkörpers basiert.
Sehr geehrter Herr Kulha! Ich sehe die Sache sehr ähnlich. Nur darf ich einwenden, dass – nicht nur – ich die lange Phase von September bis Weihnachten als Lehrer und als Schuldirektor anders empfunden habe und der Überzeugung bin, dass sich eine Woche Herbstferien (wie in Vorarlberg verwirklicht) sehr positiv auswirkt.
Herbstferien Vorab: Ich bin keine Lehrkraft
Unser Sohn hat im Herbst 1 Woche Herbstferien.
Diese eine Woche tut unserem Sohn (und den anderen Kindern) sehr gut – und besonders bei den Erstklasskindern merkt man, dass sie diese eine Woche brauchen, um wieder Energie zu tanken.
Wir können die Kinder nicht wie Erwachsene betrachten – sie haben andere Bedürfnisse und müssen wachsen dürfen; irgendwie will man die Kinder so wie in der Massentierhaltung hochzüchten: innerhalb kurzer Zeit schnelles Wachstum; es geht in unserer schnellwachsenden Zeit ein Gefühl für die kindlichen (unsichtbaren) Bedürfnisse verloren. Und wenn über Ferien diskutiert wird, dann nehmen diese „Neiddiskussionen“ überhand. Geistige Arbeit hat auch einen Wert und kostet körperliche Energie. Wird zuviel körperliche Energie innerhalb kurzer Zeit „verbraucht“, dann wird das Immunsystem geschwächt! Es muss doch einen goldenen Mittelweg geben – wo jeder etwas von sich gibt und trotzdem ALLE mit einer Lösung zufrieden sind! Außerdem finde ich, dass wirkliche Fachleute jene Leute sind, die wirklich das ausüben, über das geredet wird. Was nützt es, dass jemand die Arbeit der Lehrer bewertet, der noch nie in diesem Beruf tätig war. Es sollten die Leute ein Gewicht haben, die aus der Praxis sprechen. Vielleicht sollten jene Regierungsmitglieder, die über bestimmte Berufsgruppen einfach bestimmen, mal ein paar Monate jeden Tag in diesen Alltag mitgehen und das vorort erleben! So wie es jetzt läuft, fühlt sich mancher nicht ernst genommen! Was weiß ein Regierungsmitglied darüber, wenn man Schulhefte- und Material auf dem Fahrrad bis zum Bahnhof schleppt und dann mit dem Zug noch eine Zeit lang fährt – auf den Bus umsteigen muss und dann endlich zuhause ist? Die wissen doch nichts vom Alltag des „Normalbürgers“! Aber sie bestimmen dieses und jenes! Ebenso glaube ich, dass auch in der Gewerkschaft nur jene sitzen sollten, die in dem jeweiligen Beruf schon tätig waren! Denn wer an der Front agiert, der spricht aus der Praxis!
Ich finde es gut, wenn es für berufstätige Eltern Betreuungsangebote gibt, die freiwillig in Anspruch genommen werden können. Aber hier wird es wieder an der Zeit und Bezahlung mangeln. Außerdem darf man die Lehrer nicht vergessen, die in alternativen Schulen arbeiten und deren Lehergehalt weniger ausmacht als das, was Lehrer an Regelschulen bekommen! Diese LehrerInnen arbeiten unter ihrem Wert! Der Regierung ist es nur Recht, dass es Alternativschulen gibt – denn es erspart ihnen doch Geld, das sie in diese Schüler investieren müssten. Gingen alle Kinder aus Alternativschulen in eine staatliche Regelschule, dann wären die Bildungskosten noch höher! So „spart“ man doch einiges an Bildungskosten ein – indem man diese Schulen nicht unterstützt! (Das war jetzt zum Schluß eine kleine Themenverfehlung – aber es kracht doch im gesamten Haus „Schule“ -nicht nur bei der Ferienordnung – das ist nur ein Nebenschauplatz!).