Das ist ein Meuchelfoto. Ich weiß. Fritz Neugebauer und Werner Faymann symbolisieren das Gegenteil von Zukunft. Vor allem im Bildungsbereich steht „der Fritz“ für Vergangenheit und nicht für Zukunft. Immerhin war er bis 2008 ÖVP-Bildungssprecher.

Mit Fritz Neugebauer tritt ein Polit-Profi von der politischen Bühne ab. Die Attribute für den Vorsitzenden der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) waren meist wenig schmeichelhaft. Originalzitate gefällig? „Mister Njet“, „Verhinderer“, „Rohrstaberlpädagoge“, „ÖVP-Bremser“, „Betonschädel“, „Politfossil“ …

Ich möchte von einem anderen Fritz Neugebauer berichten. Ich hatte bei zwei Gesetzesmaterien mit ihm zu tun: Die Rehabilitierung der Wehrmachtsdeserteure ist ebenso wie die Rehabilitierung der Opfer des Austrofaschismus jahrzehntelang gescheitert, zu tief waren entweder die Gräben zwischen ÖVP und SPÖ (Austrofaschismus) oder der Einfluss des Kameradschaftsbundes (Wehrmachtsdeserteure). In der abgelaufenen Legislaturperiode ist es – auf Grüne Initiative – gelungen, zu einer Lösung zu kommen. Es lag aber wohl nicht (nur) an unserer überzeugenden Argumentation.

Fritz Neugebauer hat beide Materien für die ÖVP verhandelt und die alten politischen Trampelpfade verlassen, sich und damit seine Partei gegenüber den Ergebnissen der Geschichtsschreibung geöffnet und auch ergebnisoffen verhandelt. Das Ergebnis ist bekannt: Es ist endlich gelungen, diese Kapitel unserer Vergangenheit im Parlament sauber aufzuarbeiten und die Opfer von Austrofaschismus und Nationalsozialismus zu rehabilitieren. Fritz Neugebauer hat als Verhandlungsprofi agiert – wobei seine wesentlichen Widersacher sicher nicht bei uns Grünen oder dem dritten Verhandlungspartner SPÖ zu finden waren.

Es ist ihm gelungen, alle ÖVP-Abgeordneten auf „Linie“ zu bringen. Wie? Angesichts diverser Wortmeldungen verschiedener konservativer Abgeordneten ist mir das ein Rätsel. Aber er hat es geschafft. In vergangenheitspolitischen Fragen war er ein starker Verbündeter, einer, auf dessen Wort Verlass war.

Fritz Neugebauer war ein überzeugender Präsident des Nationalrats. Seine Vorsitzführung war brillant, sein trockener Humor ist legendär. Es mag viele überraschen: Mir wird er fehlen.

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“