Die Sprache ist verräterisch: Die AHS-Lehrergewerkschaft in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) warnt vor einer „verpflichtenden Massenschülerhaltung“ und verurteilt gleichzeitig ein „primitives Lehrerbashing“. Letzteres ist natürlich vorhanden und es ist ebenso natürlich abzulehnen. Zumindest mitverantwortlich dafür aber ist die oft sture Blockadehaltung der GÖD in Sachen Schulreform.

Ganze zwei Prozent der Schulen in Österreich werden derzeit durchgehend als verschränkte Ganztagsschule geführt. Ich habe auf diesem Blog schon mehrfach auf die große pädagogische Bedeutung hingewiesen (mit weiterführenden Links beispielsweise Ganztagsschule: Keine Verschiebung auf den St. Nimmerleinstag!).

An dieser Stelle daher nur ein Aspekt: In ganztägigen Schulen kann der Unterricht in einem kindgerechten Rhythmus erfolgen. Das ermöglicht es, mehr Chancengerechtigkeit zu erreichen. Die Entscheidung darüber, ob eine Schule ein ganztägiges Angebot einführen möchte, darf daher nicht der Gewerkschaft oder den schulerhaltenden Gemeinden überlassen werden. Die Frage ist zuallererst unter pädagogischen und in zweiter Linie unter dem Gesichtspunkt der gesellschaftlichen Bedürfnisse zu diskutieren. Kinder und Eltern haben nämlich ein Recht auf die Ganztagsschule – warum gilt dieses Recht nur für jene Eltern und Lehrkräfte, die das nicht wollen?

Aufgabe der Gewerkschaft, der Schulerhalter und der Dienstgeber ist es dann (!), die nötigen Rahmenbedingungen und dienstrechtliche Vorkehrungen zu schaffen! Darauf sollte sich die GÖD im Interesse der Lehrkräfte konzentrieren.

Wer aber im Zusammenhang mit der verschränkten Ganztagsschule von einer „verpflichtenden Massenschülerhaltung“ spricht, darf sich nicht wundern, wenn die Reaktion – auch – in Form eines „primitiven Lehrerbashings“ erfolgt. Österreichs Lehrkräfte haben sich eine bessere Vertretung verdient!

Wie immer ist es dringend an der Zeit, wieder einmal an mein Motto für die „Grüne Schule“ zu erinnern: „Kein Kind zurücklassen!“