Gestern noch war die Gesamtschule laut „News“ für den Tiroler Landeshauptmann Günther Platter entgegen der offiziellen Linie seiner Partei „vorstellbar“: Eine Gemeinsame Schule solle man „durchaus offensiv andenken – auch in Verbindung mit Ganztagsschule“. Eine schwarze Revolution! Schon wieder eine, muss man sagen, denn die damalige Wissenschaftsministerin Beatrix Karl hatte ja auch ganz vorsichtig ein „Gymnasium für alle“ gefordert.

Karl wurde damals von den bildungsfernen Schichten in der ÖVP zurückgepfiffen und als Wissenschaftsministerin abgelöst. Und Platter?

Ihm geht´s scheinbar ähnlich. Erstaunlich allerdings ist, wen der schwarze Bildungsbeton ausschickt, um den Landeshauptmann zurückzupfeifen: Landeschulratspräsident Hans Lintner weist seinen eigenen Chef in die Schranken und betoniert: „Für uns gibt es eine klare Linie, die mit der Wahlfreiheit umrissen ist. Neben der Neuen Mittelschule soll es weiterhin das Gymnasium in der Unterstufe geben.“ Bei den Aussagen des Landeshauptmanns gehe es „möglicherweise“ „nur um die Begrifflichkeiten“ und nicht um einen Schwenk.

Sticht da der „Unter“ den „Ober“? Es sind jedenfalls interessante Kräfteverhältnisse, wenn der Untergebene seinen Chef korrigiert.

Platter ist der derzeitige Vorsitzende der Landeshauptleutekonferenz verhandelt mit dem Bund gerade ein Bildungspaket. Er verweist auf Südtirol, wo ja die gemeinsame Schule gut funktioniert: „Daran können wir uns durchaus orientieren. Das Gymnasium muss man deswegen nicht sofort abschaffen, es kann vor allem als weiterführende Schule (Oberstufe) weiter Bedeutung haben.“

Bleiben wir optimistisch: Es wäre schön, wenn sich die ÖVP bildungspolitisch langsam dem 21. Jahrhundert zuwenden würde und begänne, ihre Uralt-Position zu überdenken. Allerdings sollte es schon ein bisschen konkreter werden. Es nutzt nämlich nichts, wenn man fast im Wochentakt in einzelnen Bundesländern bildungspolitische Luftblasen steigen lässt.

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“