Die Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen hat gestern die CDU abgestraft und die Grünen massiv gestärkt. Neben den Grünen Vorschlägen im Bereich Bildung, Klimaschutz und Arbeitsmarktpolitik war dafür auch die gerechtfertigte Angst vieler Menschen vor den Gefahren der Atomkraft verantwortlich. Das belegen übrigens auch viele unabhängige ExpertInnen.
Atomkraftwerke sind ein unverantwortliches Sicherheitsrisiko, das wissen wir. Was man nicht glauben mag, ist die mehrfach bewiesene Tatsache, dass die handelnden Personen aus Profitgründen völlig unverantwortlich handeln. Greenpeace hat es schon vor drei Jahren auf den Punkt gebracht: „Atomkraftwerke mit Sicherheit nicht sicher“ Daran hat sich bis heute nichts geändert. Das gilt leider auch für den angeblichen Musterknaben Schweiz. Die nicht gerade für Sensationsberichterstattung bekannte Neue Zürcher Zeitung berichtet über die problematischen Sicherheitstandards in Schweizer AKWs („Nur zwei Kernkraftwerke erhalten die Note «gut»“) am Beispiel des AKW Gösgen:
„Beim Wiederanfahren nach einer Revision waren sicherheitsrelevante Elemente ausgefallen, weil Sicherungen durchbrannten. Das AKW setzte nach Behebung der Störung das Anfahren fort, obwohl die Ursache des Ausfalls nicht bekannt war. Damit hat es laut dem Ensi einen zentralen Grundsatz der Sicherheitsvorsorge verletzt. Das Ensi ordnete den Vorfall vom Juni 2008 der Stufe 1 zu.“
Übrigens: Kein einziges Schweizer AKW erhielt in Bezug auf seine Sicherheit die Höchstnote „Sehr gut“. Greenpeace hat allein in den deutschen Atomkraftwerken seit 1965 über 5.600 meldepflichtige Ereignisse registriert. Trotz dieser Sicherheitsrisiken und trotz der ungelösten Entsorgung des radioaktiven Atommülls versucht die Atomlobby zur Gewinnmaximierung, ihre AKW solange wie möglich am Netz zu halten. Doch je älter die Reaktoren werden, desto höher wird das Unfallrisiko. Die Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen hat der CDU für ihre Unterstützung dieser Pläne die richtige Antwort gegegeben.
Energieversorgung Es ist zwar korrekt, dass Sie Atomenergie als unsaubere Energie bezeichnen, jedoch ist fraglich, wie der Westen sein Energieproblem sonst lösen sollte. Nicht jeder Staat ist in der glücklichen Lage wie Österreich und kann sich auf so viele Spitzenstrom-Ressourcen berufen. Atomstrom ist wichtig und derzeit noch ohne Konkurrenz – ob das nun Lobby bedingt ist und/oder technisch kann ich nicht sagen, jedoch macht das auch keinen Unterschied. Nachhaltigkeit kann man sich in Sachen Energie im internationalen Wettkampf nicht erlauben. Beweise dafür gibt es genügend – man schaue bitte nur einmal auf die Volksrepublik China, die beinahe jede Woche ein neues Kohlekraftwerk in Betrieb nimmt. Diese wohl schädlichsten aller Abgase könnten selbst mit 2 autofreien Tagen in der Woche nicht ausgeglichen werden.
Dennoch ist der Wahlsieg der Grünen in Nordrhein-Westfalen ausgesprochen positiv zu werten – ich hoffe nur dass es nicht so ausgeht wie 1995 und sie diesmal Rückgrat beweisen, immerhin sind sie fast wie Clegg in London nur eben in Düsseldorf.