In Linz habe ich gestern gemeinsam mit Eva Glawischnig unser nun in gedruckter Form vorliegendes neues Bildungsprogramm präsentiert. Es steht unter dem Motto „Mut und Verstand . Verstand und Moral“.
Wir beziehen damit in der laufenden Debatte über eine Reform unseres Kindergarten- und Schulsystems Position. Nichts an diesem Programm ist unrealistisch: sondern es ist höchste Zeit, ein paar entscheidende Schritte zu tun, wenn Österreich in internationalen Vergleichen nicht weiter abfallen will. Dieses Zurückbleiben geht auf Kosten vieler Schülerinnen und Schüler, die vom gegenwärtigen Schulsystem für Defizite ihres Herkunftsmilieus bestraft werden, statt dass die Schule diese Defizite ausgleicht.
Das Programm hat zentrale Ziele:
• eine gemeinsame Schule aller Sechs- bis Vierzehnjährigen, damit auch eine massive zeitliche und institutionelle Flexibilisierung der Laufbahnentscheidungen;
• eine Abkehr von der derzeitigen Ressourcen-Pyramide, wo die weniger qualifizierten und schlechter bezahlten Kräfte „unten“ werken, die länger qualifizierten und besser bezahlten – und die Männer – „oben“;
• externe Evaluierungen von Schulen und Lehrkräften, gleichzeitig mehr Schulautonomie und Demokratisierung, damit Schulen selbst auf die unterschiedlichen Herausforderungen durch vielschichtige Schülerschaften reagieren können.
Weitgehender Verzicht auf die Notengebung in der Volksschule, zumal die Leistungsbeurteilung in der vierten Klasse nicht mehr, wie bisher, die Weichen für die weitere Schullaufbahn stellen würde.
Diese Ziele leiten sich aus drei Grundüberlegungen ab:
Bildung soll (junge) Menschen zum selbstständigen Gebrauch ihres Verstandes befähigen und ermutigen, und sie soll eine politische Moral der Demokratiebejahung, der Toleranz und der Zivilcourage vermitteln.
Bildung ist die zentrale Entwicklungsressource unserer Gesellschaft.
Wer verhindert, dass Menschen gleichen Zugang zu dieser Ressource haben, verschüttet Entwicklungsmöglichkeiten der Gesellschaft und bestraft gleichzeitig Menschen für soziale und kulturelle Defizite ihres Herkunftsmilieus.
Noch ein Ziel ist mit diesem Programm verbunden: dass es bei möglichst vielen Menschen im Gespräch bleibt oder immer wieder ins Gespräch kommt. Keine hehren Deklarationen also, sondern ein Diskursmotor. Es findet sich dann auch zum Download auf der Grünen Homepage.
Analphabetismus In der aktuellen ZEIT (Nr.38) ist ein ausgesprochen interessanter Artikel zum Thema unter dem Titel „Bildungsdesaster“, der auch auf die sozialen Defizite von Bildungsbenachteiligung eingeht.
Und eine „grünalternative“ Richtung kann man der ZEIT ja auch nicht wirklich unterstellen …