Gerne wird in konservativen Kreisen mit Verweis auf die Studie des neuseeländischen Wissenschaftlers John Hattie die Notwendigkeit der Gemeinsamen Schule bis zum 14. Lebensjahr bestritten. Es komme nur auf die Lehrer an.
Hattie selbst sieht das grundlegend anders. Er hat gut 800 Meta-Analysen ausgewertet und kommt zu Ergebnis: Schulische Lernprozesse gelingen dann, wenn die Lehrkräfte sehr gut sind. Daraus den Schluss zu ziehen, eine falsche Struktur sei nicht so wichtig, ist allerdings ein fataler Fehlschluss.
Im Gegenteil: Hattie kritisiert das gegliederte Schulsystem – etwa jenes in Deutschland: „Ich finde es bemerkenswert, dass Deutschland die Frage löst, was ein Mensch im Alter von 20, 30 oder 40 sein wird, wenn dieser Mensch gerade mal 10 Jahre alt ist.“
Und er verweist auf die negativen Auswirkungen: „Mit dem rigiden System der weiterführenden Schulen verlieren Sie unheimlich viele Talente. Das könnte den Unterschied machen, denn Kinder ändern sich in diesem Alter noch dramatisch. In Deutschland muss man sich zu früh entscheiden, ob man in Hauptschule, Realschule oder Gymnasium kommt.“
In Österreich ist das leider ähnlich: AHS-Unterstufe, Neue Mittelschule oder Sonderschule – von den führenden Nationen im Bildungsbereich sind wir mit dieser Differenzierung leider meilenweit entfernt.
Hattie macht eine Aufstellung, was das Lernen von Kindern positiv und was negativ beeinflusst:
Sehr wirksam sind:
• Lehrertraining, Mikro-Teaching, Feedback, wiederholendes Lesen …
Nur geringen Einfluss haben folgende Faktoren:
• Hausaufgaben, finanzielle Ausstattung …
Nach Hatties Erkenntnissen schaden sogar:
• Sitzenbleiben und Schulwechsel
Natürlich ist es wichtig, dass das Verhältnis zwischen Schülerin bzw. Schüler und der Lehrkraft gut ist, so Hattie weiter: „Ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis ist wichtig, man braucht ein vertrauensvolles Umfeld, das Fehler erlaubt. Ein Schüler braucht viel Vertrauen, um zu sagen: ‚Ich weiß es nicht.‘ Aus Fehlern lernen – das ist die Essenz, wie wir unsere Leistung steigern können.“
Mehr dazu: „Lernen sichtbar machen“
Für die „Grüne Schule“ gilt daher: „Kein Kind zurücklassen!“
Meinen beiden KollegInnen Herbert Schwetz (PHSt) und Birgit Swoboda (KPH) + Team haben die essenziellen Ergebnisse der viel diskutierten Hattie-Studie in einem leicht verdaulichen Buch zusammengefasst, für den Alltagsgebrauch interpretiert und herausfordernde Schlüsse gezogen.
http://www.phst.at/studierende/nachrichten/aktuelle-nachrichten/detailinformation-zur-nachrichten/article/hattie-der-weg-zum-erfolg/