Den Rechtsparteien ist offensichtlich jedes Mittel recht, wenn es um politisches Kleingeld geht. In der Gemeine Nenzing gab es einen konstruktiven Dialog zwischen Moslems und den Gemeindeverantwortlichen über den Bau eines islamischen Gebetshauses. Das Projekt wurde im Nationalrat vom BZÖ-Abgeordneten Christoph Hagen in polemischer Form kritisiert: „Strache unterstützt islamisches Kulturzentrum in Nenzing“!
Das politisch Brisante daran: Der Bürgermeister der Gemeinde, Florian Kasseroler, gehört der FPÖ an. Es ist sehr erfreulich, dass Kasseroler lange Zeit eine auf Dialog ausgerichtete Politik gegenüber den Plänen für ein Gebetshaus betrieben hat. Umso bedauerlicher ist es, dass er nun offensichtlich auf Druck der Bundes-FPÖ mit der Begründung zurückrudern muss, weil hier – so Kasseroler – „ein Projekt für bundespolitische Spiele missbraucht wird, für das noch nicht einmal ein Bauantrag vorliegt“.
In Deutschland forderte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers von der CDU angesichts von knapp einer Million in seinem Bundesland lebender Muslime mehr (!) Moscheen. Diese Gotteshäuser dürften nicht in den Hinterhöfen entstehen, sondern müssten sichtbar und erkennbar sein.
In Österreich geht es in die entgegengesetzte Richtung. Man darf sich nicht wundern, dass wir Probleme bei der Integration von Zuwanderern haben, wenn ihnen sogar die Ausübung ihrer Religion erschwert wird: Wer einer Minderheit die Ausübung eines Grundrechts wie die Ausübung der eigenen Religion erschwert, fördert gesellschaftlichen Konflikte. Die demokratischen Kräfte sind in dieser Situation gefordert: Man muss den „Hasspredigern“ von FPÖ und BZÖ ihre Grenzen zeigen!
Also nix für ungut… …aber das Argument, es gebe Probleme mit der Integration, weil es zuwenige Moscheen gibt, ist mit Abstand das dümmste was ich zu diesem Thema gehört habe.
Nach dieser Argumentation sollten wir dringend mehr Paukböden errichten! Ist ja kein Wunder, dass die Burschenschafter solche Probleme mit der „Umvolkung“ haben, wenn sie bei der Mensur in versteckten Kellern hocken müssen.
Dazu haben wir ja gescheite Herren, … die das klarstellen können. Wenn man einer religiösen Minderheit die Ausübung ihrer Religion erschwert, erschwert man ihr natürlich auch die Integration. Wie ann man sich in eine Gesellschaft integrieren, in ihr mitwirken, wenn einem sogar die Ausübung eines Grundrechts erschwert wird? Oder müssen aus Ihrer Sicht alle zum Katholizismus übertreten, um „gute ÖsterreicherInnen“ zu werden? Ein bisschen weniger Aggressivität und ein bisschen mehr nachdenken – das wäre hie und da nicht schlecht!
Für den Ton entschuldige ich mich. Inhaltlich aber sicher nicht. Denn
a) sind es gerade diese Parallelstrukturen die eine echte Integration verhindern, und
b) gibt es am Islam absolut nichts zu fördern, solange genau in den Moscheen eine mittelalterliche Gesellschaft gefordert und die Scharia über Menschenrechte und Demokratie gestellt wird.
Wir haben hier das Grundrecht Religionen auszuüben. So wie wir das Grundrecht haben, uns zu seltsamen, politischen Vereinen zusammenzuschließen, bei denen man sich gegenseitig mit Säbeln das Gesicht verstümmelt. Es befremdet mich aber, dass der eine Verein von Ihnen wegen seiner demokratischen Bedenklichkeit laufend (begrüßenderweise) attackiert wird, und Sie sich gleichzeitig für den anderen trotz seiner Probleme mit Frauen-, Menschenrechten und Demokratie ernsthaft einsetzen. Woher kommt denn zB der ständig steigende Druck auf Schulmädchen (bzw ihre Eltern), sich zu verhüllen? Aus Hürriyet und dem türkischen Satelliten-TV jedenfalls nicht.
Für mich ist das Anlegen von zweierlei Maßstäben unerträglich.
Denkt man so etwas konsequent weiter kommt man fast zwangsläufig bei der Krone-Denke an, nach der es für die Grünen halt gleichere Menschen gibt: Den einen nur noch mit erhobenem Zeigefinger begegnen, und schon auszucken, wenn irgendein Binnen-I fehlt oder jemand anderes wichtiger findet als Homo-Ehe, aber den anderen ungschaut jede Unterstützung nachwerfen, selbst wenn sie den Islam effizienter weiterverbreiten wollen.
Mir völlig unverständlich.
Schade, dass Sie meine Stellungnahmen … nur sehr selektiv zur Kenntnis nehmen. Gegen alles Undemokratische im Islam habe ich mehrmals und deutlich Stellung bezogen (etwa den Rücktritt von Anas Schakfeh gefordert). Am Recht auf Religionsausübung ändert das aber nichts. Wenn dieses Recht nicht gewährleistet ist, haben wir den nächsten Schritt zur Radikalisierung selbst gesetzt.
Manches ist nicht teilbar. Nur das Undemokratische am NS ablehnen, das eigentliche Welt- und Menschenbild stillschweigend ausblenden, und sich dann auf diverse Rechte berufen, um Vereine zu verteidigen, in denen genau dieses Welt- und Menschenbild verbreitet wird, ist – wenn ich mich nicht irre – ziemlich genau das, was sie Herrn Graf und seiner Partei vorwerfen.
Sollte eventuell irgendwann irgendwo ein Euro-Islam entstehen, der glaubhaft hinter Frauenrechten, Menschenrechten und Demokratie steht – so wie aus der FPÖ das LIF entstanden ist – sollte man das voll unterstützen. Davon ist aber absolut nichts zu sehen. Eher im Gegenteil. Und ich bezweifel, es hätte Sinn ergeben, in den 80ern Burschenschaften auf den Verdacht heraus zu unterstützen, es könnten sich möglicherweise ein paar Liberale abspalten.
Die Religionsfreiheit ist zu wahren. Das heißt aber noch lange nicht, jede Religion in ihrem Bestreben unterstützen zu müssen.
Konstruktiver Dialog? Es ist heutzutage schwer geworden Religion zu kritisieren, da die Geschwindigkeit der „Resakralisierung der Öffentlichkeit“ selbst Herrn Thomas Meyer überrascht hätte. Dieses Religiotainment bringt mich jeden Tag zum Fast-Kollaps.
Seit einiger Zeit nun haben anti-liberale Positionen Wege gefunden, unsere (so hoffe ich doch) augeklärte-humanistische Gesellschaft zu infiltrieren. Religion und die freie Ausübung derselben scheint mehr Aufmerksamkeit und Attraktivität zu genießen, als der demokratische Staat mit allen seinen jahrhundertelang erkämpften Vorteilen.
Sobald dies kritisiert oder aufgezeit wird, wird man in die Schublade der Rechtspopulisten und Nationalisten gesteckt – eine Schublade in der ein liberaler, demokratischer und humanistischer Mensch nicht gerne Platz nimmt, da die Differenziertheit und Komplexität dieses Themas diesen Personen und Gruppen völlig fehlt. Es ist dennoch auffällig, dass zwischen Werterelativismus und Xenophobie kein Platz für „Querdenker“ existiert – schade eigentlich.
Das ist nur die halbe Wahrheit! … Rüttgers (mir war er sympathischer als er noch ein Konservativer, Rechter war und mit dem Slogan „Kinder statt Inder“ wahlkämpfend durch die Lande zog) fordert nämlich auch, dass die MuslimInnen sich mehr in die (Mehrheits-) Gesellschaft einbringen sollten und vor allem eine glaubwürdige Antwort auf die Frage Vereinbarkeit von Islam und Demokratie/deutschem Grundgesetz geben müssen…
Übrigens: Mich wundert, dass Sie sich in den von Ihnen maßgeblich angezettelten und betriebenen Hass- und Hetzdebatten der letzten Wochen mehrfach auf A. Shakfeh als „Zeugen der Anklage“ bezogen haben, wo Sie ihn doch angeblich für jemanden halten, der (gelinde formuliert) Probleme mit der Demokratie hat und Ihre Partei ihn erst unlängst (wieder einmal) zum Rücktritt aufgefordert hat, weil er für eine Illustration in einem islamischen Religions-Schulbuch verantwortlich war (sie erstellte), die den Märtyrertod für erstrebenswert darstellte und den Terrorismus verherrlichte (siehe http://derstandard.at/?url=/?id=1233309332310) – wie passt denn das zusammen??!!
Die ÖVP hat Wahrnehmungsprobleme … Ich habe immer beides gefodert: einerseits gelten Grundrechte wie die Religionsfreiheit ohne Diskussion für alle, andererseits ist Integration keine Einbahnstraße. Anas Schakfeh wurde übrigens in seiner Funktion als Präsident des islamischen Schulamtes (!) von mir höchstpersönlich zum Rücktritt aufgefordert, weil er in dieser Funktion (!) für problematische Religionsbücher verantwortlich ist.
Völlig unverständlich!! Natürlich gilt die Religionsfreiheit für alle – wer hat das in Frage gestellt? Aber es kann doch für unzweifelhafte DemokratInnen wirklich nicht sein, dass dieser zweifelhafte Demokrat Anas Shakfeh – nach allem für was er verantwortlich zeichnete (bei seiner skandalösen, terror-verherrlichenden Märtyrer-Illustration gilt das im wahrsten Sinne des Wortes!!) – weiterhin oberster Repräsentant bzw. „Sprecher“ der MuslimInnen in Österreich ist und bleibt. Die Tragweite seiner Fehltritte reichen doch weit über seine Funktion als Präsident des islamischen Schulamtes hinaus … verstehen Sie das nicht oder wollen Sie das nicht verstehen??
Sie wollen oder können nicht verstehen, … ich habe als erster den Rücktritt von Schakfeh in DIESER Funktion gefordert, das ändert aber nichts daran, dass er Repräsentant der IGGÖ ist. Und um ein Gegenargument vorwegzunehmen: Inwiefern er in dieser Funktion demokratisch ausreichend legitimiert ist oder nicht, das ist Angelegenheit der IGGÖ.