Für die Sonntag-Beilage der „Kronen Zeitung“ habe ich in einem längeren Interview („Sind die Grünen noch eine Bewegung, Herr Walser?“) meine Sicht auf die gegenwärtige Entwicklung in Österreich und bei uns Grünen Stellung bezogen.

Bei den vergangenen Nationalratswahlen haben die Grünen bekanntlich den Wiedereinzug verpasst, und statt Rot-Schwarz regiert seither Schwarz-Blau. Wie hat sich das Land aus Ihrer Sicht seither verändert?

Wir haben in Österreich eine Regierung mit einer Rechtspartei und einer rechtsextremen Partei. Es ist eine Verharmlosung, wenn man die FPÖ nur als rechtspopulistisch bezeichnet. Wir driften derzeit in eine Richtung ab, die ich in dieser Dimension nicht für möglich gehalten hätte.

Gehören Sie eigentlich auch zu denen, die Vergleiche mit der Zeit des Nationalsozialismus ziehen?
Nein, ich denke nicht, dass jetzt der Faschismus vor der Türe steht. Allerdings ist sehr wohl zu befürchten, dass Österreich immer mehr zu einem autoritären, illibe- ralen Staat wird – so wie das jetzt schon in Polen oder Ungarn Realität ist. Dass die Herren Kickl, Strache und Co. totalitäre Tendenzen hegen, ist ja so überraschend nicht. Schlimm ist aber, dass Sebastian Kurz das toleriert. Fakt ist aber auch, dass der Weg dieser Regierung in der Bevölkerung eine sehr breite Zustimmung findet.

Sind die Grünen heute noch eine Bewegung oder nur noch Partei?
Die Grünen sind eine Partei geworden und haben an Bewegung verloren. Die Dynamik früherer Jahre ist uns zweifelsfrei abhandengekommen. Wir werden als sehr angepasst wahrgenommen. Ich wurde parteiintern häufig kritisiert, weil ich viele Dinge beim Namen genannt habe. Nach dem Ausscheiden aus dem Nationalrat scheinen die Grünen jetzt aber wieder eine Bewegung zu werden – was mich für die Zukunft durchaus zuversichtlich stimmt.

Ganzes Interview zum Download: Kronen Zeitung_28.4.2019