Das war gestern eine extrem spannende gemeinsame Veranstaltung der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Krems/Wien und der Grünen Bildungswerkstatt. Der Freiburger Hirnforscher, Arzt und Psychotherapeut Joachim Bauer hat im überfüllten Stephanisaal am Stephansplatz zum Thema „Kinder erreichen, stärken, fördern“ referiert.

Ein zentraler Begriff war dabei „Spiegelung“. Und der ist speziell für den LehrerInnen-Beruf wichtig. Spiegelungsphänomene sind nämlich von zentraler Bedeutung für die Aufnahme und Weitergabe von Wissen, denn sie bilden die neurobiologische Basis für das „Lernen am Modell“. Da die Spiegelsysteme unseres Gehirns vorzugsweise erfahrungsbasiertes Wissen speichern, ergeben sich daraus wichtige Hinweise für den Unterricht und das Lernen in der Schule.

Wie stärkt und „rüstet“ man Kinder für die Herausforderungen des Lebens? Bauer hat auf Grund seiner Erkenntnisse aus der Hirnforschung die Bedeutung von Zuwendung, Akzeptanz und Anerkennung besonders betont.

Spannend für die Pädagogik sind auch die Erkenntnisse der modernen Neurobiologie zur Entstehung von menschlicher Aggression und Gewalt. Aggression ist laut Bauer ein neurobiologisch verankertes, evolutionär entstandenes Verhaltensprogramm, dessen Zweck in der Abwehr von Schmerz liegt. Das Ziel aggressiver Menschen (Kinder) ist also die Bewahrung der körperlichen Unversehrtheit. Soziale Ausgrenzung wird vom menschlichen Gehirn wie körperlicher Schmerz wahrgenommen. Daher reagiert der Mensch nicht nur auf die Zufügung körperlicher Schmerzen mit erhöhter Aggression, sondern auch auf Ausgrenzung und Demütigung. Und wie gesagt: Das ist keine „Meinung“, sondern wissenschaftlich im Gehirn nachweisbar.

Insgesamt war das gestern ein wirklich mitreißendes Plädoyer für eine „beziehungsreiche“ und motivierende Pädagogik. Und natürlich habe ich mein Motto wieder einmal bestätigt gesehen: „Kein Kind zurücklassen!“