Das ist leider ein Erfolg der FPÖ: Die Wachsamkeit der Öffentlichkeit gegenüber Antisemitismus nimmt ab. Wie anders ist es zu erklären, dass die jüngste Provokation von Landesrat Dieter Egger kaum mehr Reaktionen hervorgerufen hat? Am Mittwoch hat er in Ö1 wieder einmal gelogen und in schlechtem Deutsch gemeint, „dass diese Kritik und diese Provokation immer von jüdischer Seite kommen in jedem Wahlkampf.“

Offener und direkter kann Antisemitismus kaum formuliert werden. Das ist eine weitere ungeheuerliche Entgleisung und antisemitische Provokation. Offensichtlich sucht die FPÖ – mangels sachpolitischer Lösungen – ihr Heil in Hetze und Spaltung.

Wie bei seiner Aussage, Hanno Loewy sei ein „Exil-Jude aus Amerika“, handelt es sich um eine schlichte Lüge. Provokation kommen von der FPÖ: So wurden in Andreas Mölzers Postille „Zur Zeit“ die Juden als Schuldige der Finanzkrise bezeichnet, hat FPÖ-Nationalratspräsident Martin Graf den Präsidenten der israelitischen Kultusgemeinde als „Ziehvater des antifaschistischen Linksterrorismus“ bezeichnet und die FPÖ im EU-Wahlkampf im Mai 2009 gegen einen nicht zu Debatte stehenden EU-Beitritt Israels kampagnisiert. Lauter klar antisemitische Provokationen.

Der rechte politische Rand und die Alt- und Neonazis verstehen solche Botschaften genau und loben Egger entsprechend dafür. Auf der Neonazi-Homepage Alpen-Donau erhält er Unterstützung für seinen Ausritt gegen Hanno Loewy: „Wir wollen hoffen, daß der gute Mann Rückgrat beweist und sich nicht von Exiljuden und solchen die es eines Tages sein werden einschüchtern lässt.“

Dieter Egger hat demnächst in seiner Polit-Pension hoffentlich viel Zeit für ein eingehendes Studium der Geschichte des Antisemitismus. Ersteres ist realistisch, zweiteres wohl nur ein frommer Wunsch.