Wann nimmt Verteidigungsminister Norbert Darabos in Sachen Gedenksituation in der Krypta am Heldenplatz endlich das Heft in die Hand und handelt, statt ständig nur zu reagieren?
Seit Monaten handelt er erst dann widerwillig, wenn es beim besten Willen nicht mehr anders geht. Sowohl Wissenschaftler wie Peter Pirker oder Walter Manoschek als auch wir Grüne haben auf diverse Missstände hingewiesen, die Schließung der Krypta und eine völlige Neugestaltung verlangt – zuletzt im Rahmen einer Pressekonferenz am vergangenen Montag (< file name="PK_Walser_Manoschek" >). Nun scheint es endlich soweit zu sein. Diese Woche wurde die Krypta vom Bundesheer leergeräumt und geschlossen. Ein erster Schritt, dem aber weitere folgen müssen.
Ein Blick auf die Chronologie der von Peter Pirker ausgelösten Debatte lohnt sich:
• 04. Februar: Der Historiker Dr. Peter Pirker thematisiert in einem Kommentar das „Gedenken ohne Distanz zur Wehrmacht“ in der Krypta
• 02. März: Besuch der Krypta durch Harald Walser samt Pressegespräch
• 02. März: Parlamentarische Anfrage 10908/J, „Traditionspflege des Bundesheeres in der
Krypta im Heldentor“
• 22. März: Harald Walser richtet Brief an den Bundespräsident und weist auf
Änderungebedarf hin.
• 27. April: Kranzniederlegung der Bundesregierung in der Krypta
• 30. April: Gastkommentar Harald Walser in „Die Presse“: „Die Krypta am Heldenplatz – ein
Ort staatlicher Peinlichkeit“; kritisiert Gedenken an Wehrmacht und SS
• 02. Mai: Beantwortung der Anfrage 10908/J durch Darabos
• 07. Mai: Ich belege auf diesem Blog, dass in den Totenbüchern der Krypta
hundertfach der Mitglieder von SS und Waffen-SS gedacht wird.
• 08. Mai: Kranzniederlegung der Deutschnationalen Burschenschafter bei der Krypta
• 15. Mai: Ich mache das Gedenken für Josef Vallaster während Besprechung der
Anfrage 10908/J in der 155. Sitzung des Nationalrates öffentlich.
• 16. Mai: Ich fordere die „sofortige Schließung“ der Krypta
• 02. Juni: Norbert Darabos kündigt an, Vallaster zu streichen und die Totenbücher dem
Kriegsarchiv zu übergeben
• 14. Juni: Parlamentarische Anfrage 11981/J, „Schritte zur Beendigung der unwürdigen
Traditionspflege des Bundesheeres in der Krypta im Heldentor“
• 17. Juni: Norbert Darabos lässt Vallaster streichen und übergibt Totenbücher dem
Kriegsarchiv
• 18. Juni: Pressekonferenz Harald Walser mit Dr. Walter Manoschek vor der Krypta
Peinlich übrigens, wenn heute eine Historikerin im Standard behauptet, erst „vor wenigen Monaten“ sei öffentlich bekannt geworden, dass der Bildhauer Wilhelm Frass die von ihm geschaffene Kriegerfigur in der Krypta mit einer Kapsel mit NS-Parolen versehen habe. Schon 1964 wurde das in der Zeitschrift FORVM thematisiert und geistert seither durch alle Diskussionen rund um die Krypta!
Auch die in diesem Kommentar gemachte Behauptung, man könne innerhalb des Bundesheeres eine „gewachsene Sensibilität für die Problematik des Gefallenengedenkens“ erkennen, ist mutig, solange der Minister nur auf Zuruf von unabhängigen Wissenschaftlern und der Grünen reagiert.
Eines darf ich versichern: Die peinliche Gedenkpolitik des Bundesheeres werde ich weiter thematisieren!