In einer parlamentarischen Anfrage wollte ich von Unterrichsministerin Claudia Schmied Auskunft über die Anzahl der LehrerInnen in Teilzeit und solchen mit Burn out. Nun ist die zwar nicht umfassende (Burn out-Zahlen werden nicht genannt), aber doch aussagekräftige Anfragebeantwortung da.
Das Ergebnis in Kurzform: Teilzeit hat in den letzten fünf Jahren massiv zugenommen, an Pflichtschulen und an der AHS um jeweils etwa 25! Die Belastung für Lehrkräfte ist also deutlich gestiegen, obwohl natürlich nicht nur Belastungsfaktoren für die steigende Zahle an Ansuchen auf Reduzierung der Lehrverpflichtung verantwortlich sind. Lisa Nimmervoll berichtet im heutigen „Standard“ darüber: „Teilzeitarbeit bei Lehrern stieg um 25 Prozent an“
Eines ist klar: Das neue LehrerInnen-Dienst- und Besoldungsrecht muss auf die zunehmende Belastung im Beruf reagieren. Wir brauchen neben einer Entbürokratisierung für Lehrkräfte ein Unterstützungssystem für Lehrkräfte: Fachlehrkräfte für Logopädie, Dyskalkulie etc., SozialarbeiterInnen, Krankenschwestern, …). So etwas gibt es in vielen Ländern.
Während wir in Österreich viel unnötigen Stress schon in die Volksschulen tragen, weil bei uns die Kinder schon mit neuneinhalb Jahren getrennt werden, gibt es in Südtirol die Gemeinsame Schule („Das Südtiroler Schulsystem“). Das bedeutet: Es gibt in Südtirol auch keine „Sonderschulen“, sondern nur „inklusive Schulen“. Lehrkräfte haben von allem Anfang sehr heterogene Gruppen – aber im Gegensatz zu Österreich halt auch die entsprechende Unterstützung für diese Situation. Sie gehen individuell auf jedes einzelne Kind ein, haben allein in Südtirol bei Problemen ein institutionalisiertes Unterstützungssystem für Lehrkräfte mit 40 Beratungsstellen – wir hingegen lassen unsere Lehrkräfte mit den Problemen im Klassenzimmer allein.
Südtirol macht vieles besser, vom dreijährigen und von fast allen besuchten Kindergarten, der akademischen Ausbildung der KindergartenpädagogInnen über die längere gemeinsame Schule und den weitgehenden Verzicht auf Noten, die Bildungspflicht bis 18 Jahre, die LehrerInnenbildung, Büchereien bis zur Elternarbeit.
Auch in Finnland funktioniert das Unterstützungssystem – dort nach einem dreistufigen System:
– Die Grundunterstützung erfolgt in der Klasse, z.B. durch die KlassenlehrerIn und Assistenzen, wenn z.B. ein Kind etwas langsamer ist oder etwas nicht verstanden hat und nochmals erklärt bekommt.
– In der zweiten Stufe erfolgt eine intensivierte, zeitweise Förderung in kleinen Gruppen oder auch einzeln. Vor zwei Jahren – als ich das finnische System vor Ort studiert habe – waren es über das ganze Land gerechnet etwa 22 der Kinder, die so eine Unterstützung erhalten haben.
– Wenn das nicht ausreicht, wird in einer dritten Stufe das Problem diagnostiziert, und es erfolgt eine spezielle Förderung in einem oder mehreren Fächern (meist Sonderunterricht in Kleingruppen). Das betrifft etwa 9 der SchülerInnen. Damit kann sehr individuell auf alle Kinder eingegangen werden.
Auch für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“