Jetzt kennt sich bald niemand mehr aus! Das unerträgliche Polit-hick-hack um die Lehrverpflichtung unserer PädagogInnen entwickelt sich in altbekannten Bahnen: man zementiert sich auf allen Seiten ein! Schmied gegen Pröll, beide im unterschiedlichen Ausmaß gegen die Gewerkschaft.
Genüsslich sezieren die Medien die verfahrene Situation: Profil listet die zehn Irrtümer der Claudia Schmied auf und bemängelt, dass die Arbeitsgruppe zur gemeinsamen Lehrerausbildung und Besoldungsreform erst vergangene Woche ins Leben gerufen wurde, die Sanierung von Schulgebäuden erst für die nächsten Jahre projektiert ist und es für den Umgang mit Migrantenkindern keinen politischen Konsens mit der ÖVP gibt, natürlich auch nicht für die flächendeckende Einführung von Ganztags- und Gesamtschulen.
Zu kritisieren sind sowohl die Lehrergewerkschaft als auch die Regierungsvertreter. Was derzeit abgeht, ist Chaos pur: Rücktrittsdrohungen, gegenseitige Unfreundlichkeiten, wildes Herumwerfen mit immer neuen Zahlen und Gezänk zwischen und in den Parteien. Ich verstehe weder Unterrichtsministerin Claudia Schmied noch Finanzminister Josef Pröll. Bislang hieß es, Bildung müsse Vorrang haben, jetzt heißt es plötzlich, man müsse sparen um jeden Preis. Ein Konzept – schon gar ein Bildungskonzept – ist nicht erkennbar. Was jetzt von Seiten der Regierung auf dem Tisch liegt, kann auf keinen Fall unterstützt werden. Was wir dringend benötigen, sind klare Vorstellungen über die Vorgangsweise samt klaren Zielvorgaben, was wir haben ist unerträgliches Herumwursteln: Wo soll Österreichs Schule in zehn Jahren stehen und welche Schritte müssen für dieses Ziel jetzt gesetzt werden?
Tipps hätte ich: Es braucht ein Konzept für den umfassenden Ausbau der Ganztagschule (bauliche und personelle Investitionen), es braucht ein Konzept für eine gemeinsame Schule der 6- bis 14-Jährigen, es braucht ein Konzept zum Ausbau der vorschulischen Einrichtungen.
Wir brauchen eine Refom, die sich an den Bedürfnissen der SchülerInnen orientiert und nicht einschneidende Sparmaßnahmen.
Für den Protest der LehrerInnen habe ich daher großes Verständnis, für die Vorgangsweise der Lehrergewerkschaft jedoch nicht, sie blockiert nämlich seit Jahren jeden Reformansatz.
70 Zustimmung Ich kann Ihnen voll und ganz zustimmen, bis auf Ihre Tips, leider….denn:
Ich bin gegen die Ganztagsschule, gegen gemeinsamen Unterricht der 6-14 jährigen, im Grunde genommen sogar gegen die Koedukation in den meisten Bereichen und Altersgruppen. Und obendrauf bin ich dagegen, die „Bedürfnisse der Schüler“ noch weiter zu fördern, denn die Lehrer sind zumindest in der Hauptschule und im Poly eh schon zu machtlos!
Reform ja, Lehrer als Buhfrauen/männer nein! Tja, Lehrer (so die ersten Worte der Headline in einer der letzten HEUTE Ausgaben, die ich in der Früh auf meinem Weg zur Schule in der U-Bahn aufschnappen musste und über die ich mich sehr geärgert habe): wohin mit all den Vorwürfen, der gewünschten Mehrarbeit…
Ich bin in meinem ersten Unterrichtsjahr und mache den Beruf gerne, auch wenn die Arbeit mit den Kindern, der Aufwand für Stundenvorbereitungen und Korrekturen oft sehr viel Energie kosten (ganz zu schweigen von Fortbildungen, der Vorbereitung neuer Lehrmaterialien für alternative Lehrmethoden, Konferenzen, Elterngespräche etc.)…ich tus gern, ja, es ist schön Ferien zu haben, so gleiche ich den Mehraufwand unter dem Schuljahr aus und komme auch auf meine 40 Stunden Woche…
Genug der Rechtfertigungen (aber das brauchte ich erstmal!).
Ich stimme Herrn Walser völlig zu, wenn er sagt es braucht Reformen im Schulsystem. Nur denke ich, dass diese erst dann möglich sind, wenn das Image der LehrerInnen verbessert wird und sie nicht (so wich ich) in ständigem Rechtfertigungszwang – weil immer als Buhfrau/mann der Nation benutzt – sind. Ich denke, dass mit verbessertem Image auch die Bereitschaft zur Reform kommen kann, weil die Fronten weniger verhärtet sein könnten und so die Gesprächsbereitschaft steigen könnte.
Durch die Pensionswelle bei den LehrerInnen verjüngen sich die Kollegien immer mehr und gerade wir Jungen sind an Reformen des Systems interessiert…nur wollen wir nicht ständig als Zielscheibe der Bevölkerung herhalten und lassen unsere Zukunft nicht mit Füßen treten. 2 Stunden mehr heißt weniger Jobs für uns Junge, heißt, dass die alten ausgelaugten KollegInnen noch stärker belastet werden und hat nichts mit qualitativem Unterricht zu tun. Die Reform muss am System ansetzen, braucht noch geringere Schülerzahlen, mehr Lehrer für Teamteaching-Sequenzen, neue Lehrmaterialien, etc. Sicher brauchen wir Reformen, aber keine, die die Qualität des Unterrichts so stark vermindern würden, wie die von Frau Schmied geforderte Mehrarbeit!