mauthausen_winter_hochStell Dir vor: Du willst in die KZ-Gedenkstätte Mauthausen, kommst mit dem Zug oder Bus in Mauthausen an, hast einmal einen Fußmarsch von mindestens 1,3 Kilometer bergauf (!) vor Dir. Wenn Du Pech hast, stehst Du vor verschlossenen Türen: Schließtag, manchmal auch unangekündigt. Und wenn dann auch noch Winter ist, mit Schneefall oder Eis, dann erfährst Du: Es wird nicht geräumt und „Das Betreten erfolgt auf eigene Gefahr.“ Zustände, die der nationalen Gedenkstätte Österreichs unwürdig sind. Dazu kommt: Es gibt Hinweise, dass Funde von Leichenüberresten nicht ordnungsgemäß bestattet wurden, dass es bei Grabstätten teilweise keinerlei Hinweisschilder gibt und dass Gruppenführungen wegen Personalmangels abgewiesen werden müssen.

Heute habe ich im Rahmen einer Pressekonferenz (presseunterlage_15.4.2015_Mauthausen) die Grünen Vorschläge für eine unabhängige, international besetzte und von Fachleuten dominierte neue Organisationsstruktur präsentiert. Die Neuausrichtung hat sich zukünftig an folgenden zentralen Überlegungen zu orientieren: Ein ehemaliges Konzentrationslager, das als Gedenk- und Vermittlungsort dienen soll, muss schon alleine in ihrer organisatorischen Gliederung eine Antithese zur Struktur eines Konzentrationslagers darstellen, um in der Vermittlung glaubhaft authentisch zu sein. Das bedeutet: Der Staatsapparat hat sich im Hintergrund zu halten, vor allem die Hinausnahme des Innenministeriums als oberstes Verwaltungsorgan, flache, auf Kooperation ausgerichtete Hierarchien, anständige Beschäftigungsverhältnisse für die MitarbeiterInnen, maximale Transparenz und Einbindung der Zivilgesellschaft. Wer das nicht begreift, hat nichts von pädagogischen Grundprinzipien verstanden.