Das ist so richtig nach dem Geschmack der Rechten: Wir werden wieder einmal „überschwemmt“, von einer „Ausländerflut“ ist die Rede etc.! Gemeint sind die vom Ministerium veröffentlichten Zahlen über den Anteil von SchülerInnen mit nichtdeutscher Muttersprache.
Bei all der rechten Hetze: Man sollte sich das Problem wirklich genau anschauen und ohne Vorurteile nach Lösungen suchen: Ja, es gibt sehr viele Schulen, in denen sich Kinder mit mangelhaften Sprachkenntnissen befinden. In vier Wiener Bezirken stellen Menschen mit Migrationshintergrund sogar schon mehr als 50 Prozent der Gesamtbevölkerung. Beim sogenannten Migrationshintergrund werden die Kinder dieser Menschen dazugezählt. Man muss sich die Statistik aber genau anschauen. Etwas mehr als ein Drittel dieser Menschen stammt aus anderen EU-Ländern, vor allem Deutschland und Polen, ein weiteres Drittel aus den Ländern Ex-Jugoslawiens, etwa ein Achtel aus der Türkei. Und anders als es die blauen-orangen Herrschaften gerne hätten, sind viele MigrantInnen gut ausgebildet. Die Hälfte und somit deutlich mehr als der österreichische Durchschnitt hat mindestens Matura oder gar einen Universitätsabschluss. Allerdings hat mehr als ein Drittel nur einen Pflichtschulabschluss (ebenfalls deutlich mehr als der österreichische Durchschnitt).
Migration kann also auch eine Erfolgsgeschichte sein, wie das der Integrationsexperte der Universität Wien, Heinz Fassmann, angesichts dieser Fakten formuliert hat. Und: Die heute veröffentlichten Migrationszahlen belegen eindrucksvoll, dass Österreich seit Jahrzehnten ein Einwanderungsland ist – egal ob schwarz-blau oder schwarz-orange oder auch rot-schwarz regierte. Darauf hat gestern unsere Integrationssprecherin Alev Korun hingewiesen.
Mich interessiert natürlich vor allem der Bildungsbereich: In der Schule braucht es mehr zielgerichtete Angebote, vor allem für
Kinder mit Sprachdefiziten. Etwa ein Drittel dieser Kinder kommt
inzwischen aus Familien ohne migrantischen Hintergrund. In unserem Bildungsprogramm fordern wir 10 FörderlehrerInnen, die an den Schulen den lokalen Bedürfnissen entsprechend eingesetzt werden können (für die Sprachförderung, Förderkurse etc.) Dazu braucht es zwei kostenlose Kindergartenjahre. Wo Eltern das nicht in Anspruch nehmen, soll zumindest eine Feststellung des Sprachstandes erfolgen, damit die Eltern beraten werden können.
So sehr ich Sie auch schätze, aber wenn Sie schreiben…
…würde ich es doch begrüssen, nicht Ihre Schule in Vbg mit einer Schule in Ottakring zu vergleichen, und schon gar nicht über Statistiken. Besuchen sie lieber Problemschulen und machen Sie sich ein Bild davon – als Gründer wird Ihnen ja kaum eine Gefahr drohen, beim Betreten der jeweiligen Klassen. Sie könnten es auch einfacher haben, indem sie Polytechnische Schulen besuchen in Städten mit hohem Ausländeranteil, und dann vor allem mit Lehrern reden, die schon länger „Krankheitsbedingt“ nicht mehr erscheinen (wollen) oder zumindest resignieren….
Dass derartige Zustände, wie von der FPÖ verbreitet, nicht immer und überall vorherrschen, ist dem mündigen Bürger durchaus klar, die immer häuger werdenden Ausreisser aber zu ignorieren, ist trotzdem falsch, Statistiken hin- oder her!
Vorarlberg und Ottakring? Sie werden es nicht glauben, es gibt auch in Vorarlberg Schulen mit einem ähnlichen Anteil an SchülerInnen nichtdeutscher Muttersprache wie in Wiener Problembezirken. Und genau Ihre Forderung, Probleme nicht zu ignorieren, ist auch meine: NUr bin ich für das Problemlösen durch staatliche Maßnahmen (FörderlehrerInnen etc.) und nicht für das Auseinanderdividieren der Menschen.
Unglaubliche Naivität Dass ein erwachsener Mensch so einen Unsinn schreibt, ist schon schlimm genug, dass Sie allerdings ein Politiker sind, macht die Sache noch weit schlimmer. Nein, diese Studie ist leider keine Erfolgsgeschochte. Ist Österreich ein Einwanderungsland? Schnurzegal, solange die Menschen die Chance erhalten, sich hier zu etablieren. Doch genau das Gegenteil besagt diese Studie und als Wiener zeige ich mich über die Ergebnisse keineswegs überrascht. In Volksschulen, Hauptschulen, Polytechniken und Sonderschulen landen überdurschnittlich viele junge Menschen mit Migrationshintergrund, vielfach ohne Kenntnisse der Sprache ihrer neuen Heimat und leider auch nicht in Kenntnis ihrer Muttersprache. Den Heranwachsenden mit einem stark patriachalischen Hintergrund bleibt immerhin die Erkenntnis, dass sie Männer sind, aber eine Erfolgsgeschichte lässt sich dennoch daraus nicht basteln. Die braunen Rechtsproleten sind mühsam genug, aber Ihre dumme, naive Einstellung ist mindestens genauso gefährlich. Fördern, aber auch fordern der MUTTERSPRACHE und von Deutschkenntnissen darf kein Widerspruch sein.
MdAvH
Christian Felkel
Sehr geehrter Herr Felkel! Und was sollen wir jetzt Ihrer Meinung nach tun? Vom Stil Ihres Beitrags einmal abgesehen, im letzten Satz bringen Sie unsere Forderungen ja auf den Punkt: Es geht darum, Kinder migrantischer Herkunft zu fördern (und natürlich), aber bitte in einem positiven Klima und nicht gleich mit unterschwelligen Drohungen verbunden!
Weiss man bei den Schulen in Vorarlberg, welcher Nationalität die „Nichtdeutschsprachigen“ sind? Diese Wort ist mir einfach zu schwammig, denn es könnten ja, geschichtlich bedingt, Portugiesen, Italiener, Franzosen usw. sein, während Wien doch sehr vom Osten geprägt ist, und zusätzlich auch noch vom Islam „bedroht“. Auch derartige Dinge machen Statistiken, die nicht vollständig sind, wertlos.
Vorarlberg ist ein klassisches … Zuwanderungsland – und zwar seit eineinhalb Jahhunderten. 21 haben Migrationshintergrund, 76.200 Personen gehören der ersten, 24.400 der zweiten Generation an. Ähnlich wie in Wien: Die stärkste Zuwanderungsgruppe stammt aus Ex-Jugoslawien, gefolgt von der Türkei und Deutschland.
JA, die Schulstatistik weist für VS und HS die Kinder mit nichtdeutschen Muttersprachen aus. Es wird in der Schulstatistik neben der Staatsbürgerschaft der Kinder auch zwischen deutscher und nichtdeutscher Muttersprache (dort allerdings ohne weitere Aufschlüsselung) unterschieden:
http://www.vorarlberg.at/vorarlberg/geschichte_statistik/statistik/landesstatistik/weitereinformationen/schulstatistik.htm
Zur Schulstatistik 2007/08 zum Beispiel siehe Kap. 2.14 und 3.9.
Ok, das muss ich jetzt eben so glauben, war seit einer Ewigkeit nicht mehr in Vbg. Aber danke, es hätte ja auch so sein können wie bei den Schwabenkindern seinerzeit, die wurden damals ja auch als Ausländer angesehn, in Zeiten der EU aber nicht mehr.