Nach langen internen Diskussionen haben die Wiener Philharmoniker einen neuen Vorstand und einen neuen Geschäftsführer gewählt: Gratulation an die gewählten Verantwortlichen!

Und sie könnten gleich eine „Altlast“ aufarbeiten: Das seit langem geplante Gastspiel der Philharmoniker unter der Leitung von Franz Welser-Möst in Sarajevo am 28. Juni anlässlich des 100. Jahrestages der Ermordung von Thronfolger Franz Ferdinand hat nämlich schon im Vorfeld wegen der Programmwahl („Konzert in Sarajevo“) für Kopfschütteln gesorgt.

Dass die Philharmoniker ausgerechnet bin Sarajevo den 2. Satz von Haydns Kaiserquartett ins Programm genommen haben, verstehe ich nicht. Haydn hat darin das Thema der Kaiserhymne aufgenommen und variiert, daher wird mit der Melodie natürlich auch die alte Kaiserhymne oder die deutsche Nationalhymne assoziiert. Man will mit dem Konzert eine Friedensbotschaft aussenden und benimmt sich dabei wie der Elefant im Porzellanladen!

Ich bin davon überzeugt, dass eine sensiblere Programmwahl ohne die Huldigungsmelodie für die Habsburgerkaiser, die bekanntermaßen seit 1922 auch noch zur deutschen Hymne geworden ist, aus historischer und aus gegenwärtiger Sicht sinnvoller gewesen wäre.

Man wundert sich, dass man nicht auf die schon früher geäußerten Bedenken des österreichischen Botschafters Martin Pammer reagiert und das Kaiserquartett aus dem Programm genommen hat. Immerhin hat man ja auch erst kürzlich die bosnische Nationalhymne und Beethovens Europahymne dem Programm hinzugefügt – wohl um vom Fauxpas mit dem Kaiserquartett abzulenken. Die Wiener Philharmoniker sind ein ausgezeichnetes Orchester, dessen Repertoire so groß ist, dass man auch andere, dem Anlass gemäß würdigere Stücke hätte finden können und müssen.