Gestern hat der Ministerrat den Regierungsentwurf zur Neuen Mittelschule (NMS) vorgelegt. Gegenüber dem Modellversuch hat sich einiges verändert. Alle Versprechungen, die bei Einführung der NMS vor vier Jahren gemacht wurden, werden gebrochen. Das Schulsystem bleib somit gleich, die SchülerInnen und Eltern wurden getäuscht, die engagierten Lehrkräfte in der NMS werden demotiviert . Die NMS ist die alte Hauptschule in neuer Verpackung – sogar noch ein bisschen schlechter.
Im Gegensatz zu den jetzigen Schulversuchen gibt es keinen gemeinsamen und einheitlichen Lehrplan mehr, die Gleichwertigkeit zwischen NMS und AHS ist somit nicht mehr gegeben. Aber nicht nur das:
• Sogar in der NMS wird differenziert in einen Lehrplan für „grundlegende“ und „vertiefte Allgemeinbildung“: Die alten Klassenzüge feiern somit fröhliche Urständ.
• Kinder werden nicht nur weiterhin mit neuneinhalb Jahren aussortiert, das Ziel der Verschiebung der späteren Bildungslaufbahnentscheidung wird sogar komplett fallen gelassen. Man tut nicht einmal mehr so als ob (wörtliche Zitate: Die NMS ist die „… pädagogische Weiterentwicklung der Hauptschule auf der Sekundarstufe I …“. „Sie soll bis zu Beginn des Schuljahres 2018/19 an die Stelle der Hauptschule treten.“)
• Im Gegensatz zum jetzigen Modellversuch – dessen Evaluierung man ja gar nicht abgewartet hat – ist auch nicht mehr vorgesehen, AHS- oder BHS-LehrerInnen an der NMS unterrichten zu lassen.
Das bedeutet für die SchülerInnen:
• Ihre Bildungschancen sind nach der 4. Klasse NMS deutlich geringer als nach der AHS-Unterstufe (deren Lehrplan ist „umfassend und vertieft“), geringer auch als nach der 4. Klasse des jetzigen Schulversuchs und geringer als nach der jetzigen 4. Klasse Hauptschule!
Das bedeutet für das Budget:
• Es gibt weiterhin ein teures Nebeneinander verschiedener Schultypen mit entsprechender Bürokratie.
Mein Resümee: Gratulation an die Bildungsbetonierer in Österreich. Sie haben sich mit dieser Regierungsvorlage voll durchgesetzt. Der Stillstand ist garantiert! Das ist ein Schlag ins Gesicht von 400.000 UnterzeichnerInnen des Volksbegehrens!
Für uns aber gilt nach wie vor: „Kein Kind zurücklassen!“