In einer Pressekonferenz möchte ich heute auf den als Schulversuch zur gemeinsamen Schule getarnten „bildungspolitischen Pakt der Mutlosen“ – also vor allem LR Stemer und BM Schmied – eingehen.

Die „Neue Mittelschule“ steht laut BM Schmied für mehr Chancengerechtigkeit und individuelle Förderung. Die soziale und regionale Herkunft der Kinder soll für den Zugang zu höherer Bildung keine Rolle mehr spielen. Trotz des großen Engagements vieler beteiligter LehrerInnen ist dem aber nicht so. Erste Anlaufstelle für die schulische Bildung der Kinder bleibt die AHS. Die „Neuen Mittelschulen“ erfreuen sich auf Grund der zusätzlichen Ressourcen ebenfalls regen Zulaufs, was bereits zu Abweisungen geführt hat. In den Hauptschulen, die per Gesetz parallel weiterbestehen müssen, sammeln sich daher die sozialen Randgruppen.

Das Ziel der Schulversuche soll die Verschiebung der Bildungslaufbahnentscheidung von der 4. auf die 8. Schulstufe sein. Individuelle Förderung der Kinder könnte mit den vom Unterrichtsministerium zur Verfügung gestellten 6 Wochenstunden pro Mittelschulklasse erreicht werden. Diese Förderung kommt jedoch sehr unterschiedlich bei den SchülerInnen an. In der Steiermark zahlt das Land zusätzlich 6 Wochenstunde, wodurch Förderunterricht, Teamteaching und Zusatzangebote in der Begabtenförderung möglich werden. In Vorarlberg kommen jedoch nur zwei der sechs Wochenstunden in den Mittelschulklassen an. Die übrigen 4 Wochenstunden werden vom Landesschulrat anderweitig verwendet.

Auf die gesetzlich eigentlich bei Schulversuchen nach § 7a SchOG verbotenen, leider aber oft beharrlich weitergeführten Leistungsgruppen bin ich auf diesem Blog schon eingegangen – vor allem ein Vorarlberger Problem.

In Niederösterreich wiederum dauert der gemeinsame Unterricht bloß zwei Jahre. Wenn es für die Kinder interessant wird, also ab der 7. Schulstufe, wenn in der AHS-Unterstufe eine zweite lebende Fremdsprache eingeführt wird, ist es auch schon wieder vorbei mit der gemeinsamen Schule.

„Wer arme Eltern hat, hat schlechte Chancen auf eine gute Ausbildung. Das gilt heute leider immer noch in Österreich“, sagt Gabriele Schmid, Leiterin der Bildungsabteilung der AK, anlässlich der 7. österreichischen Armutskonferenz im März 2008.

Der Bildungsstand der Eltern wird weitervererbt. Eine OECD-Studie belegt: 96 der Buben und 97 der Mädchen aus Akademikerfamilien machen Matura, aber nur 3 bzw. 5 aus Familien der unteren Mittelschicht. Es gibt also ein soziales Problem.

Das alles wird derzeit nicht einmal ansatzweise angegangen: Wir wollen endlich Reformschritte in die richtige Richtung – wie übrigens auch viele Eltern, LehrerInnen und Fachleute (politisch) sehr unterschiedlicher Richtung!