Skeptiker warnen vor allzu naivem Glauben an den wundermächtigen neuen Herrn im Weißen Haus. Da mag etwas dran sein. Mir imponiert Barack Obama trotz dieser Vorbehalte! Was er angreift, macht er mit Bedacht, seine Wortwahl ist wohltuend, nicht auf Konfrontation, sondern auf Dialog ausgerichtet.
Sein Vorgänger George W. Bush war perfekt darin, sich Todfeinde zu schaffen, er hat provoziert auf Teufel komm raus und seine naive Weltsicht von Gut und Böse überall zum Besten gegeben. Obama ein Meister darin, Freunde zu gewinnen und verhärtete Fronten aufzuweichen. Gestern Abend hat man ihm in den TV-Sendern bei seinem Staatsbesuch in der Türkei zuschauen können. Und die „taz“ schreibt über seinen Besuch begeistert: „So gewinnt man Feunde!“
In der Türkei wie an verschiedenen anderen Krisengebieten beziehungsweise Problemfeldern der Welt – im Nahen Osten, im Verhältnis zwischen dem Süden und dem Norden etc. – scheint die Situation völlig verfahren und aussichtslos zu sein. Die traditionellen Partner der Türken in Europa beispielsweise sind mit ihrer Diplomatie am Ende, trauen sich angesichts der in den eigenen Ländern von Rechtsaußen geschürten Ängste gegen den islamischen Großstaat (der in Wirklichkeit radikal laizistisch ist/sein möchte) nicht, den Türken entgegenzukommen. Und Obama? Durch einfache Gesten (Rede im türkischen Parlament, Kranzniederlegung am Mausoleum Atatürks etc.) gelingt es ihm, in der durchaus amerikakritischen Bevölkerung Begeisterung zu entfachen: „Dabei hat Obama den Türken nicht einfach nach dem Mund geredet, sondern durchaus kritische Punkte angesprochen. Doch bei alledem war ihm anzumerken, dass sein ausdrücklicher Wunsch nach einer Verbesserung der bilateralen Beziehungen mehr war als Rhetorik für den Augenblick. Seine Hoffnung, das amerikanisch-türkische Verhältnis zu einen „Modellfall“ für gute Beziehungen zwischen einem christlichen und einem muslimischen Land zu machen, ist ihm ein Anliegen.“ Soweit die „taz“. Diesen Willen Obamas spüren die Menschen, und das ist das Entscheidende. Bei George W. Bush spürte man das Gegenteil. Das Ergebnis kennen wir.
SCHÄRFSTER PROTEST eines EU-Demokraten!!! Selten so einen hirnrissigen Blödsinn von Ihnen gelesen: „Die traditionellen Partner der Türken in Europa beispielsweise sind mit ihrer Diplomatie am Ende, trauen sich angesichts der in den eigenen Ländern von Rechtsaußen geschürten Ängste gegen den islamischen Großstaat (der in Wirklichkeit radikal laizistisch ist/sein möchte) nicht, den Türken entgegenzukommen.“
Zur Aufklärung (Sie scheinen sie dringend nötig zu haben): Die traditionellen Partner (sagen wir einmal Deutschland, Frankreich und Österreich) sind mit ihrer Diplomatie überhaupt nicht am Ende – die Türkei macht es diesen Ländern nur nicht möglich, das an Entwicklung auf vielen Gebieten vorzufinden, was als Voraussetzungen von der EU genannt wurden, um einem Beitritt näherzutreten.
Und was diese ablehnende Haltung gegenüber einem EU-Beitritt der Türkei betrifft, so kommt diese bei Merkel, Sarkozy, Faymann & Co nicht daher, dass von „Rechtsaußen“ (auch nicht von „Linksaußen“, sprich von den Grünen) Ängste geschürt werden, sondern weil einfach die Voraussetzungen nicht gegeben sind und die Türkei seit Monaten keinen Fortschritt mehr bei den Reformen in Richtung EU-Standards macht – Sie verkennen die Situation völlig, erschreckend eigentlich für einen an sich intelligenten Menschen!!!
Und dann stellt sich bei dem was Sie schreiben für mich vor allem folgende Frage: Wollen Sie tatsächlich z.B. in Sachen
– Menschenrechten,
– Religionsfreiheit,
– Meinungs-/Pressefreiheitfreiheit (dass Erdogan wegen der Mohammed-Karikaturen gegen Rasmussen als NATO-Generalsekretär war ist ja bezeichnend, auch was zu erwartende Blockadepolitik nach einem EU-Beitritt anbelangt!!),
– EU-Rechtstaats-Standards,
– Anerkennung Zyperns
– Kurdenpolitik
den Türken „entgegenkommen“, sprich „lässig“ damit umgehen und letztlich unterschiedliche Standards in der EU akzeptieren???!!! ICH als überzeugter EU-Demokrat sicher nicht und kann deshalb nur schärfstens gegen Ihr verantwortungsloses Geschreibe protestieren!!!
Protest zur Kenntnis genommen! Ihre einseitige Sicht der Dinge aber nicht. Niemand behauptet, dass die Türkei derzeit in die EU aufgenommen werden könnte. Die von Ihnen beschriebenen Defizite verhindern das. Es gibt aber auch von Seiten Europas großen Nachholbedarf. Mein Thema war die politische Kunst Obamas, durch Gesten und Verständnis für den jeweiligen Partner Gegensätze zu überwinden und ein positives Klima zu schaffen – und nur um diesen Aspekt ging es mir. Diese Kunst fehlt den europäischen PolitikerInnen weitgehend.