14. Februar 2024

„Zerbröselt“ die EU?

2024-02-15T11:55:21+01:0014.02.24, 14:55 |Kategorien: Arbeit und Wirtschaft|Tags: , |

Was hat das vor allem von Deutscland, aber auch von Österreich verursachte Scheitern der sogenannten „EU-Lieferkettenrichtlinie“ am vergangenen Freitag mit dem Vorarlberger Wäscheherstellers Huber Holding AG zu tun? Mehr als man glaubt. Zudem ist es verantwortungslos, dass Länder wie Deutschland und Österreich mit falschen Argumenten die EU vor gewaltige Probleme stellen. Unter dem Titel „’Zerbröselt‘ die EU?“ habe ich dazu in einem Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten Stellung bezogen. Hier zum Nachlesen:

Für überzeugte Europäer war das vergangene Wochenende frustrierend. In populistischer Manier wurde wieder einmal eine wichtige Maßnahme zu Fall gebracht – die sogenannte „Lieferkettenrichtlinie“. Der Vorgang ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert, einerseits weil nicht die „üblichen Verdächtigen“ wie Viktor Orbán als Blockierer unterwegs waren, sondern Länder wie Deutschland und leider auch Österreich. Andererseits wegen des Inhalts der Richtlinie, deren Bedeutung ja nicht zuletzt die aktuelle Meldung rund um den Vorarlberger Wäschehersteller Huber Holding AG zeigt.

Ungeregelte Lieferketten

Die Lieferkettenrichtlinie soll dafür sorgen, dass bei internationalen Handelsbeziehungen Umweltstandards und Menschenrechte eingehalten werden. Gleiche Spielregeln für alle liegen eigentlich auch im Interesse der Firmen, denn immer wieder haben in der Vergangenheit Skandale über unmenschliche Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern bestimmter Zulieferer zutage gefördert und große Konzerne in Schwierigkeiten gebracht.

Man denke etwa an die verheerende Brandkatastrophe vor eineinhalb Jahren in einer Fabrik in Bangladesch mit fast 50 Toten und etwa 200 zum Teil schwer verletzten Menschen. Dabei gelangten hochgiftige Chemikalien in die Gewässer und vergifteten die Umwelt. Daraufhin wurden unmenschliche Arbeitsbedingungen publik und europäische Konzerne wie Benetton oder Kik erlitten gewaltige Imageverluste.

Es braucht Regeln

Schon damals war klar: Es braucht Regeln, an die sich alle halten müssen. In der EU begannen mühsame Verhandlungen, die mit sachlich tragbaren Kompromissen endeten.

Doch kurz vor der geplanten Beschlussfassung am letzten Freitag war die notwendige Mehrheit plötzlich infrage gestellt, denn vor allem Deutschland – aber eben auch Österreich – wollten nicht mehr zustimmen. Der deutsche Finanzminister Christian Lindner ortete auf einmal „unverhältnismäßige Bürokratie“.

Das ist Populismus pur, denn es braucht bürokratische Kontrollen, etwa wenn es um den Schutz von Mensch und Umwelt vor gefährlicher Profitgier geht. Oder bezweifelt heute noch jemand, dass beispielsweise die Fahrzeiten für Bus- oder LKW-Chauffeure begrenzt und kontrolliert werden müssen? Ähnliches gilt für die Lebensmittelkontrolle oder generell für den Arbeits- und Verbraucherschutz.

„German Vote“

Der Rückzieher am Freitag war nicht der erste Querschuss des nördlichen Nachbarn. In der EU gibt schon einen Begriff für deutsche Unverlässlichkeit bei Abstimmungen: „German Vote“. Was denken sich da jene Staaten, die zuvor eigene Interessen zurückgestellt und zu Kompromissen bereit waren? Wie werden sie künftig bei Verhandlungen agieren?

Wer innerhalb der EU handelt wie zuletzt Deutschland und Österreich schwächt die EU zu einem Zeitpunkt, an dem sie eigentlich gestärkt werden sollte. Wir brauchen in dieser schwierigen Zeit ein starkes und einheitliches statt eines „zerbröselnden“ Europa. Ein verlässliches Deutschland ist da unabdingbar!

1. Februar 2024

„Blaues Wunder?“

2024-02-01T09:46:05+01:0001.02.24, 9:45 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|

Wie weit wird der Vormarsch von Rechtsextremen und Rechtspopulisten in der westlichen Welt noch gehen? Wie weit in Österreich? Erleben wir „Blaues Wunder?“ Unter dem Titel habe ich in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar verfasst. Hier zum Nachlesen:

In der Steiermark tut sich was. Laut einer „Standard“-Umfrage käme – ähnlich wie auf Bundesebene –die FPÖ mit 26 Prozent der Stimmen auf Platz 1, gefolgt von der SPÖ mit 24 und der Landeshauptmann-Partei ÖVP mit 20 Prozent der Stimmen. Auf Platz vier liegt die KPÖ, gefolgt von Grünen und Neos.

Das Erstaunliche: Die FPÖ wird in der Steiermark derzeit gebeutelt von einer ganzen Reihe von Korruptionsskandalen. Es geht um ungeklärte Barabhebungen – in einem Fall von 350.000 Euro. Es gibt inzwischen Selbstanzeigen, einen freiwilligen Rücktritt und Ermittlungen gegen zumindest neun Beschuldigte. Betroffen sind insbesondere die Grazer Stadtpartei, aber auch die Landespartei inklusive Landesparteivorsitzendem Mario Kunasek. Natürlich gilt für alle die Unschuldsvermutung.

Keine Unschuldsvermutung

Keine Unschuldsvermutung gilt für die Wählerinnen und Wähler, denn sie wissen von den Vorwürfen. 56 Prozent der steirischen Wahlberechtigten bezeichnen die Freiheitlichen als eher korrupt, nur 14 Prozent glauben, sie sei sauber. Selbst in der dezidierten FPÖ-Wählerschaft hält nur jeder Zweite die Partei für sauber.

Die politische Mitte und die demokratische Linke auf der ganzen Welt zeigen sich eher ratlos: Wie umgehen mit Populisten und Rechtsextremen? In Deutschland diskutiert man ein Verbot der AfD. Damit aber wird man dem Phänomen wohl nicht den Boden entziehen können. Es herrscht weitgehend Ratlosigkeit.

Kein regionales Phänomen

Viele Menschen halten offenkundig nicht mehr viel von bürgerlichen Tugenden wie Anständigkeit und Unbestechlichkeit. Der Beliebtheit von Donald Trump tun die unzähligen Skandale und Vorwürfe – von Steuerhinterziehung über Vergewaltigung bis zu einem versuchten Staatsstreich – trotz teilweise bereits rechtskräftiger Verurteilungen keinen Abbruch. Eher im Gegenteil.

In Deutschland sind die Staatsanwaltschaften seit Jahren mit Ermittlungen gegen eine Reihe von Funktionärinnen und Funktionären der AfD beschäftigt. In Umfragen legt die Partei dennoch zu. Und Viktor Orbán hat Ungarn stramm in Richtung autoritärer Staat geführt und wurde kürzlich wiedergewählt.

In Österreich sieht Herbert Kickl daher keinen Grund, die offenkundige Korruption in seiner Partei zu bekämpfen oder seinen rechtsextremen Kurs inklusive Unterstützung der „Identitären“ zu beenden. In der Steiermark erhielten diese sogar finanzielle Zuwendungen durch die FPÖ. Gut möglich, dass wir hierzulande nach den nächsten Wahlen ein „blaues Wunder“ erleben werden.

Immerhin: Zuletzt demonstrierten in Deutschland Millionen gegen den rechten Radikalismus, gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit. Auch in Österreich gingen in den größeren Städten Zehntausende auf die Straßen. Organisiert wurden die Demonstrationen von einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis, von kirchlichen Einrichtungen, von Gewerkschaften, von konservativen und linken Parteien.

Man darf gespannt sein, ob dadurch das gesellschaftliche Klima verändert werden kann.

27. Januar 2024

Stromberger statt Kernstock

2024-01-27T12:42:14+01:0027.01.24, 12:42 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , , |

Auf Initiative der Grünen hat die Stadt Graz beschlossen, die bisherige Ottokar-Kernstock-Gasse ab dem 1. Februar 2024 in Maria-Stromberger-Gasse umzubenennen. Im beigefügten Bericht der Kronen-Zeitung wird sehr präzise erklärt, warum dieser Schritt notwendig ist.
Übrigens: Am Mittwoch, 31. Jänner, darf ich diese großartige Frau im Museum für Geschichte (Sackstraße 16) vorstellen: „Ein Engel in der Hölle von Auschwitz. Das Leben der Krankenschwester Maria Stromberger“

 

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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