Wie schief ist der schiefe Turm? Auf die Kurzform gebracht, habe ich die heute offiziell präsentierten Ergebnisse der Pisa-Studie 2012 so kommentiert: „Talsohle hoffentlich durchschritten!“ Der ORF stellt kritisch fest: „In Lesen weiter unterdurchschnittlich

26 Prozent der 15- und 16-jährigen Österreicher (OECD: 29 Prozent) erreichten bei PISA 2012 in zumindest einem der drei überprüften Kompetenzbereiche (Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften) nicht einmal Mindeststandards. Elf Prozent gehören sogar in allen drei Bereichen zur Risikogruppe, jeder fünfte Schüler kann nicht sinnerfassend lesen.

Trotz dieser nach wie vor unbefriedigenden Fakten, es gibt eine leichte Aufwärtsentwicklung. Wir sind nach dem Absturz 2009 in etwa wieder auf dem – immer noch niedrigen – Niveau von 2006. Ich hoffe, ich habe mich nicht zu früh gefreut.

Warum diese Verbesserung? Fordern und fördern sind das Rezept zum Erfolg. Zum Zeitpunkt der Testung war für die SchülerInnen der Neuen Mittelschulen noch der gemeinsame Lehrplan von AHS und Hauptschule in Kraft. Viele SchülerInnen haben das höhere Bildungsangebot angenommen und mit zusätzlicher Förderung auch bewältigt. Das beweist ebenso wie die größere Zahl von SchülerInnen mit AHS-Berechtigung nach der NMS, dass man sich große Ziele für alle stecken muss, statt nach sozialen und regionalen Kriterien zu selektieren.

Dennoch muss ich der in den Regierungsverhandlungen offensichtlich schon paktierten Kürzung der Ressourcen für die NMS warnen: Das würde die Erfolge schnell wieder zunichte machen.

Zudem ist bedauerlich, dass mit der Einführung der Neuen Mittelschulen als Regelschulen der AHS-Lehrplan nicht mehr zu Anwendung kommt: Das wird sich erst in Zukunft auswirken und führt dazu, dass auch sehr gute SchülerInnen aus der NMS gegenüber der AHS im Nachteil sind. Zu den PISA-Ergebnissen: Die Ergebnisse zeigen, dass Fördermaßnahmen für benachteiligte SchülerInnen zu Leistungssteigerungen für alle führt. Eine Gemeinsame Schule mit individueller Förderung ist ein Gebot der Zeit!

Und selten ist es stärker angebracht als jetzt, darauf hinzuweisen, dass für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“