Stadtrichter zu Klagenfurt

Besonders lustig habe ich den Kärntner Fasching nie gefunden. Was das deutsche „Meinungsmagazin“ „derFreitag“ von einer Faschingsveranstaltung in Klagenfurt berichtet, zeigt aber sogar, dass Humor und Rassismus im südlichsten Bundesland nicht weit voneinander entfernt sind. Blatt nimmt sich der Journalist zurecht keines vor den Mund: „Pointen für den Arsch“.

Da wird der kleine Flüchtlingsbub gefragt, wie er denn nach Österreich gekommen sei: „Von zu Hause auf Tiger, dann Elefant, dann Boot, dann Zug, dann Limousine.“ Die Kärntner zerkugeln sich. So lustig aber auch! Ein anderer Flüchtling, Abdula aus Syrien, sucht mit seinem „Caritas-Handy“ nach Anleitungen zum Bombenbauen. Die feine Klagenfurter Gesellschaft lacht. Immerhin besteht die veranstaltende Faschingsgesellschaft „Stadtrichter“ laut Eigendefinition ja aus „einem Kreis angesehener Bürger“.

Was sich gesellschaftspolitisch in Österreich derzeit abspielt, ist besorgniserregend. Was sich in Kärnten tut, schlicht ein Skandal. Ich hatte noch nie etwas übrig, für den schenkelklopfenden Humor auf Kosten der Schwächsten in unserer Gesellschaft. Die Art und Weise aber, wie sich Klagenfurter Honoratioren – Frauen sind bei den „Stadtrichtern“ explizit unerwünscht – über Flüchtlinge lustig machen, ist nicht lustig, sondern rassistisch. Es ist, wie „derFreitag“ zurecht konstatiert, ein „Sittenbild einer Gesellschaft, die immer weiter nach rechts driftet“.

Früher einmal haben sich im Fasching „die da unten“ um „die da oben“ gekümmert und sich frech mit den Mächtigen und Reichen in Gesellschaft und Land gekümmert. Kärtnen böte da einiges, ist doch die halbe ehemalige blaue, schwarze und orange ehemalige Regierungstruppe schon im Gefängnis, vor Gericht oder harrt der Anklage. Für die Milliarden, die durch einerseits kriminelle Energie, andererseits durch Inkompetenz verschwunden sind, bezahlen alle Österreicherinnen und Österreicher noch viele Jahre. Da wäre eigentlich genug Stoff für „lustige Auftritte“. Aber nein, man wendet sich lieber gegen Flüchtlinge.

Wo bei der Klagenfurter Faschingsveranstaltung Pointen sein sollen, weiß ich nicht. Auch wenn die „Kleine Zeitung“ von einem „Pointenfeuerwerk“ berichtet. Was ich weiß, ist, dass man sich als Österreicher und Österreicherin für derartigen „Humor“ schämen muss. Mitten im Fasching.

Foto: „Stadtrichter zu Clagenfurth“