Profilierung auf Kosten der Kinder“ – so lautet die Überschrift in einem „Standard“-Kommentar mit scharfer – aber ungerechter – Kritik auch an meiner Position. Das muss man aushalten als Politiker. Ich bin sogar froh, wenn es Auseinandersetzungen und klare Positionierungen gibt. Daher habe ich versucht, in einem Leserbrief zu antworten. Er wurde leider nicht abgedruckt. Auch das muss man aushalten. Daher meine Antwort zumindest auf meinem Blog:

Petra Stuiber teilt in Ihrem Kommentar „Profilierung auf Kosten der Kinder“ vom 8.1.2013 kräftig aus. Ihr fehlt in der Debatte um die in Wien und nun auch von der Regierung geplanten Vorschulklassen für Kinder mit mangelhaften Deutschkenntnissen „eine gesunde Portion Pragmatismus“. „Pragmatismus“ kann sehr wertvoll sein. Die Lernpsychologie stellt fest, dass insbesondere kleine Kinder voneinander weit effizienter lernen als von der Lehrkraft. Dieses „informelle Lernen“ brauchen gerade benachteiligte Kinder und solche mit Sprachdefiziten. Nützen wir das doch „pragmatisch“!

Meine Feststellung, dass alle Experten – gemeint waren natürlich jene aus den Bereichen Sprach- und Erziehungswissenschaft – die von der Regierung geplanten „Ghettoklassen“ ablehnen, weil sie den Kindern mehr schaden als nützen, kritisiert Frau Stuiber mit Verweis auf den Soziologen Kenan Güngör.

Ich bin gespannt, was Frau Stuiber zum Beitrag im „Standard“ vom 9.1.2013 meint, wonach sich die von Ministerin Schmied (!) zugezogenen Experten Rudolf de Cillia und Hans-Jürgen Krumm gegen den „Vorschlag der Regierung“ nach Separierung der Kinder mit Sprachdefiziten aussprechen und das geplante „Vorschuljahr für Kinder mit Deutsch-Problemen“ als „Diskriminierung“ bezeichnen. Ein ideologischer Streit? Nein, es ist die Meinung der führenden Experten, der wir Grüne uns anschließen.

Übrigens kritisiert auch der OECD-Bildungsexperte Dr. Andreas Schleicher die Mentalität der Selektion: „Der hohe Grad an Selektivität in Österreich ist Ausdruck eines Systems, das Verantwortung abwälzt. (…) Und so werden Schüler, vor allem jene mit Migrationshintergrund, nach unten durchgereicht und bekommen nie eine reelle Chance, ihr Potenzial zu entfalten. Letztlich bezahlen dafür alle.“

Soweit mein nicht abgedruckter Leserbrief. Übrigens: Ebenfalls im Standard war wenige Tage nach dem Stuiber-Kommentar zum Thema Vorschulklassen in einem Gastkommentar von Rudolf Muhr zu lesen, dass Experten den Vorschlag als „Diskriminierung durch Sprache“ klassifiziert haben (Wie Deutschlernen Schule machen kann). Er bezeichnet den Vorschlag als „völlig falsch“ und schreibt: „Die geplante Maßnahme bringt die sprachliche Integration von Kindern aus Zuwandererfamilien nach mehr als 20 Jahren wieder auf den Nullpunkt zurück.“ Und weiter: „Die Maßnahmen von Frau Brandsteidl und Herrn Kurz sind daher eine reine Panikreaktion. Angst essen bekanntlich Seele auf.“ Wie war das noch mit der „Profilierung auf Kosten der Kinder“?

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“