Einige UserInnen haben gemeint, die Forderung nach staatlicher Kontrolle für den Religionsunterricht gehe zu weit, weil dadurch die Religionsfreiheit eingeschränkt werde. Das kann man so sehen. Ich sehe es anders.

Das „profil“ von nächster Woche berichtet unter dem Titel „Hohe Funktionen für Fundamentalisten“ über ein Schulbuch für den islamischen Religionsunterricht, in dem ausgerechnet Anas Schakfeh, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, für einen Text und ein Bild verantwortlich zeichnet, in welchen religiöse „Märtyrer“ heroisiert werden. Lesestoff für österreichische Kinder?

In den letzten Tagen hat Schakfeh – im Nebenjob Konsulent der saudi-arabischen Botschaft – Grundwerte wie die „absolute Loyalität gegenüber dem Staat, der Rechtsstaatlichkeit, der Demokratie und der Bundesverfassung“ eingefordert. „profil“ zeigt diese Seite aus einem offiziellen Schulbuch für den islamischen Religionsunterricht für Volksschulen, auf der ein auf einem Schlachtfeld sterbender „Märtyrer“ zu sehen ist. Zu lesen ist: „Ein Muslim, der auf dem Weg Allahs und zur Verteidigung der Heimat stirbt, ist ein Märtyrer (Sahid). Er wird von Allah mit dem Paradies belohnt, wie Allah es im Koran versprochen hat.“ Gerechtfertigt wird das von Schakfeh jetzt damit, es handle sich um die Geschichte der Belagerung Medinas. Die war im Jahr 627. Das Bild aber zeigt einen Soldaten mit Gewehr und Handgranaten! Kommentar wohl überflüssig.

Übrigens: Ich möchte auch nicht, dass katholische Geistliche aus der in Österreich sehr erfolgreichen Pius-Bruderschaft auf unsere Kinder losgelassen werden. Oder Holocaust-Leugner! Ich möchte auch nicht, dass Menschen wie der Ende letzter Woche vom Papst zum Weihbischof ernannte Gerhard Maria Wagner das Sagen über die Benennung von ReligionsleherInnen haben. Der erzkonservativ Kirchenmann hält die „Harry Potter“-Romane für Teufelszeug. Wirbelsturmdramen wie jenes in New Orleans und andere Umweltkatastrophen bezeichnet er in zynischer Art als Folge der „geistigen Umweltverschmutzung“.

Wenn solche Leute in einer Organisation wie der Kirche aufsteigen und an zentrale Machtpositionen gelangen, ist das prinzipiell die Angelegeneit der Kirche und ihrer Mitglieder und nicht die Angelegenheit des Staates. Wenn Leute wie Wagner oder Schakfeh aber entscheidenden Einfluss darauf haben, was unseren Kindern in den vom Staat bezahlten Schulen von den vom Staat bezahlten ReligionsleherInnen beigebracht wird, dann – bitte – hat der Staat zu handeln!