Gibt es etwas Neues oder gar Erfreuliches nach dem ausfürlichen Interview von Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek heute im Mittagsjournal? Nicht wirklich.
Nach wie vor fehlt der Regierung der Mut, die überfälligen Reformen durchzuführen und das System auf eine gemeinsame Schule der 6- bis 14-Jährigen umzubauen, was schon mittelfristig bei der Ausbildung der LehrerInnen, den Schulgebäuden usw. enorme Einsparungen lukrieren würde. Obwohl schon viele ÖVP-Landeshauptleute inzwischen für die Gemeinsame Schule eintreten, sind Kinder, ihre Eltern und die ganze Republik nach wie vor in Geiselhaft der Reformverweigerer aus dem ÖAAB rund um Michael Spindelegger.
Betroffen von dieser Politik sind vor allem Kinder aus bildungsfernen Schichten, denen zuhause kaum geholfen werden kann, und alleinerziehende Eltern. Der Sparkurs im Bildungsbereich bedeutet einen massiven Rückschritt bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Schule und Kinder sind anscheinend die idealen Opfer der Hypo-Alpe-Adria und einer mutlosen Bildungspolitik. Die Kürzungen beim Ausbau der Ganztagsschulen treffen zielgenau jene, die schon jetzt am stärksten benachteiligt sind. Es muss endlich Schluss sein mit „kreativen“ Zahlenspielereien und budgettechnischen Schönheitsoperationen.
Völlig unverständlich ist das sture Festhalten der Ministerin an der Absage der PISA-Testung. Gestern hat es mir die Ministerin sogar schriftlich gegeben: Es gibt kein Problem mit der Datensicherheit am BIFIE! Außer dem bekannten Link, der alte, anonymisierte Daten aus der „Informellen Kompetenzmessung“ beinhaltet hat, waren keine andere Daten betroffen. In der Anfragebeantwortung betreffend „Datenleck beim Bifie“ heißt es wörtlich: „Sonstige Daten oder Datenbanken, mit denen das Bifie arbeitet, sind von diesem Vorfall nicht betroffen.“
Es wird deutlich, dass die Ursache für das so genannte Datenleck ein krimineller Akt war. Einzig mittels eines gezielt platzierten „Symbolic Link“ der die genaue URL beinhaltete konnte auf die Daten zugegriffen werden. Weder die Daten noch der Link waren über Suchfunktionen zu finden. Grundsätzlich sind die Daten auf dem von der Firma KapschBusinessCom betrieben Server „gesichert, passwortgeschützt, verschlüsselt und nur einer einer eingeschränkten Liste von IP-Adressen zugänglich“.
Damit ist die Absage der PISA-Feldtestungen und die Verschiebung der Bildungsstandardüberprüfung als voreilige und nicht mehr notwendige Maßnahme entlarvt.
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
Die derzeitige Diskussion über die Bildungspolitik ist längst überfällig, schon längst sind Reformen hinsichtlich des Schulsystems in Österreich überfällig. Viel zu lang wurde das Thema Bildungsreform vor sich hin geschoben, bis eben eine Veränderung wirklich unumgänglich geworden ist, um im Wettbewerb mit den anderen Ländern mithalten zu können. Gut finde ich den Schachzug der Bildungsministerin, die Maßnahmen des Sparpaketes noch in letzter Form zu stoppen und sich Hilfe bei der Entwicklung der Sparmaßnahmen holt. Jedoch wäre eine Veränderung hin zu einer neuen, den aktuellen Umständen entsprechenden Schulsystem nach wie vor dringend notwendig. Mit dem Ansatz, an der Bildung zu sparen wird meiner Meinung nach eindeutig am falschen Ende gespart. Unsere Gesellschaft braucht ein neues Bildungssystem, das individuell auf den Menschen eingeht, sowie lernstarke und lernschwache Kinder gleichermaßen fordert und fördert.
Danke für die Unterstützung – mal sehen, ob den Maßnahmen der Bildungsministerin wirklich ein Plan zugrunde liegt („Schachzug“). Ich fürchte, es ist eher management by chaos.