Landesrat Siegi Stemer möchte, dass die Bundesregierung seinen „Reformmotor Vorarlberg“ weiter mit Geld schmiert und künftig 51 der 56 Hauptschulen als Vorarlberger Mittelschulen zu Schulversuchs-Standorten erklärt. Das ist auf bestehender Gesetzeslage nicht möglich, weil bekanntlich maximal 10 Prozent der Pflichtschulen an einem Schulversuch teilnehmen können.

Das große Engagement von LehrerInnen an den Hauptschulen wird derzeit missbraucht, weil das Vorarlberger Modell kein Schritt in Richtung gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen ist und nicht unser gravierendes Bildungsproblem (siehe PISA, PIRLS, TIMMS), sondern nur die politischen Probleme der Schulverwaltung (zu wenig Plätze an den Gymnasien) löst.

Einige Kritikpunkte:

1. Es findet kein gemeinsamer Unterricht von AHS- und HS-LehrerInnen statt (und ist auch nicht für die 2. lebende Fremdsprache ab der 3. Klasse vorgesehen).

2. Gesetzlich (§ 7a Abs 3 SchOG) dürfte es maximal „temporär“ „äußere Differenzierung“ (also Leistungsgruppen) geben. Im Vorarlberger Modell hingegen ist die Abschaffung der Leistungsgruppen gar nicht gefordert und wurde auch in kaum einem Standort umgesetzt.

3. Derzeit gibt es sogar Modelle, in denen die AHS-reifen Mittelschüler aus dem Klassenverband herausgelöst und eigens unterrichtet werden. Das ist den Zielsetzungen der Neuen Mittelschule diametral entgegengesetzt.

Folge: Aus einem zweigliedrigen Schulsystem mit Gymnasium und Hauptschule wird so ein dreigliedriges System zusätzlich mit der Mittelschule!

Das Problem ist nicht die 10-Regel für Schulversuche (die ja jetzt schon umgangen wird), das Problem sind unausgegorene Schulversuche! Ziel des Schulversuchs müsste laut § 7a Abs 1 SchOG die „Verschiebung der Bildungslaufbahnentscheidung“ sein (also die spätere Trennung der Kinder statt mit 10 erst mit 14 Jahren). LR Stemer soll endlich deutlich sagen, ob er zu diesen Zielen steht. Derzeit verlangt das Ministerium weitere Schulversuche, ohne deren Zielsetzung klar zu formulieren (!!!). Das Motto: Egal wohin der Zug fährt, Hauptsache wir sind früher dort! Wenn es den Verantwortlichen um sinnvolle Reformen im Schulbereich geht, sollen sie die „Modellregion Vorarlberg“ mit einer wirklichen gemeinsamen Schule umsetzen – dazu braucht es eine gesetzliche Regelung mit 2/3-Mehrheit. Wir Grüne sind bereit, an so einem Gesetz mitzuwirken!