Nun haben wir also ein angeblich neues ÖVP-Bildungskonzept. Noch vor wenigen Wochen hat ÖAAB-Chef Spindelegger begeistert von seinen Eindrücken aus dem finnischen und schwedischen Schulsystem berichtet. Nun präsentiert er ein Papier des ÖAAB, das am differenzierten Schulsystem festhält und die Hauptschule zum „Gymnasium-light““ machen soll. Die ÖVP schlingert im Bildungstango itgendwie führungslos über das politische Parkett, ihr fehlen ganz offenkundig die Konzepte aus der Bildungssackgasse. Stattdessen werden immer neue Hürden für sozial schwache Familien errichtet. Fachleute schütteln den Kopf. Um eine unverdächtige Quelle zu nennen: „Schlafmützig“ nennt beispielsweise die Lebenshilfe Österreich das Konzept und bemängelt, dass die von Österreich im Oktober 2008 ratifizierte UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen schlichtweg ignoriert wird.

Dafür soll es – no na – „Elitenförderung“ geben: Die ÖVP will in jedem Bundesland „Begabtenschulen“ oder zumindest „Begabtenklassen“ einrichten.

So soll es in die Zukunft gehen? So sollen die Probleme des bestehenden Systems gelöst und unsere Kinder fit für das 21. Jahrhundert werden? Das ÖAAB-Konzept fördert wieder nur die Kinder aus besser verdienenden Kreisen, der Rest wird „bestraft“: Kindergarten am Nachmittag kostenpflichtig, Streichung von Sozialleistungen, wenn kein Deutschkurs besucht werden kann, Rückstellung statt Förderung von Kindern mit Sprachdefiziten, Beibehaltung des differenziertes Schulsystems, Nachmittagsbetreuung und Hausaufgabenbegleitung nur gegen Gebühr, Begabungsförderung für jene, die es sich leisten können, ihr Kind in die Begabtenklassen und in die Sommerschule zu bringen. Letzteres wird vom ÖAAB ganz unverhohlen auch noch Elitenförderung genannt. Nicht die Eliten brauchen Förderung, sondern alle Kinder haben ein Recht darauf, die beste Ausbildung zu erhalten. Chancengleichheit scheint für Spindelegger aber ein Fremdwort zu sein. Wir brauchen die gemeinsame Schule, die den ganzen Tag über für die SchülerInnen offen steht.

Unter diesen Umständen ist Unterrichtsministerin Schmied gezwungen, andere Partner für die Umsetzung der Schulreform zu suchen. Andernfalls droht die Verbesserung des österreichischen Schulsystems wieder einmal auszufallen.