Zwei Jahre haben die Bemühungen um die Bildungsreform gedauert. Kaum tritt der ÖVP-Nachwuchs Sebastian Kurz auf die Bühne, wird aus der „neuen Volkspartei“ schon in der ersten Woche ihrer Existenz die bekannte Uralt-ÖVP.

Kurz zur Geschichte: Im März 2015 präsentierte die Regierung unter dem Titel „Freiraum für Österreichs Schulen“ ihr Reformpapier. Ich habe das damals prinzipiell begrüßt, weil es in vielen Punkten in die richtige Richtung gewiesen hat:

  • wesentliche Ausweitung der Schulautonomie
  • weniger bürokratischerAufwand
  • bessere Ressourcensteuerung
  • besseres Controlling

Gefreut habe ich mich aber vor allem, weil sich die ExpertInnen – vorsichtig aber doch – für eine Gemeinsame Schule bis zum 14. Lebensjahr ausgesprochen hatten. So wurde ich damals etwa in der Kleinen Zeitung und der Neuen Vorarlberger Tageszeitung zitiert: „Ich habe meinen Augen nicht getraut, als ich es gelesen habe“, meinte der stets kritische, grüne Bildungssprecher Harald Walser. „Das Papier atmet einen neuen Geist.“
Davon blieb kaum etwas. Im Ministerratsvortrag vom 15. November 2015 waren bereits zentrale Punkte der Reform massiv aufgeweicht und somit für uns nicht mehr zustimmungsfähig: Bildungsreform: viel Lyrik, wenig Substanz, kein Mut!

Es sollte jedoch noch schlimmer kommen. Der Begutachtungsentwurf der Regierung war voll von faulen Kompromissen, worauf ich unsere Grünen Bedingungen für eine Zustimmung zu dieser Verfassungsmaterie noch einmal unmissverständlich deutlich gemacht habe.

Nach mehr als zweijährigem zähen Ringen hat es die ÖVP geschafft, auch die letzten vorwärtsweisenden Reformen aus dem Gesetz zu tilgen. Und seither haben uns die Verhandlungen bislang nur Trippelschrittchen nach vorne gebracht. Besonders ärgerlich: Nachdem Sebastian Kurz in der ÖVP das Ruder übernommen hat, wurden in Sachen Modellregion die vom damaligen Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Klubobmann Reinhold Lopatka und dem jetzigen Wissenschaftsminister Harald Mahrer gemachten Versprechungen (siehe Zitate) umgehend gebrochen.

Die Schwarzen spekulieren wohl mit einer Zustimmung der FPÖ, die dafür den „bildungspolitischen billigen Jakob“ geben müsste. Die „neue ÖVP“ sieht jedenfalls schon jetzt uralt aus. Und das wird nicht nur in der Bildungspolitik sein …