Ich habe ja vermutet, dass ein Kommentar zum Thema Impfpflicht zu heftigen Reaktionen führt: Impfpflicht einführen?

Derart viele heftige Rückmeldungen – überwiegend negative – in so kurzer Zeit habe ich bislang aber noch nie erhalten. Eine Leserin hat mir zusätzlich zu Ihren Beschimpfungen gar eine „korrigierte Fassung“ meines Kommentars beigelegt (siehe Bild).
Für alle, die keinen Zugang zu den „Vorarlberger Nachrichten“ haben, hier mein Kommentar zum Nachlesen:

Die Diskussion über eine Impfpflicht zumindest für exponierte Menschen im Gesundheitsbereich oder in der Schule nimmt an Fahrt auf. Zurecht! Es ist erschreckend, dass trotz bester Organisation kostenlose Impfmöglichkeiten bislang von einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung nicht genutzt wurden.

Vor allem die Rechtsaußen-Parteien tragen viel dazu bei, dass sich Menschen vor der Impfung fürchten. Sie berufen sich auf obskure „Fachleute“, die im Internet oder auf rechtslastigen TV-Sendern ihren Unsinn absondern. Wer sich auf die ausgewiesene Wissenschaft beruft, wird von diesen „Querdenkern“ der lammfrommen Obrigkeitsgläubigkeit bezichtigt.

Da ist etwa zu hören und zu lesen, mit der Impfung würden Chips implantiert, und das Ganze sei von Bill Gates gesteuert. Und natürlich ist immer auch eine Prise Antisemitismus dabei.

Impfskepsis mit Tradition

Impfskepsis ist kein neues Phänomen, sondern fast so alt wie die Impfmöglichkeit selbst. Und die „Argumente“ waren früher ebenso skurril wie heute. Vor über 200 Jahren kämpfte der katholische „Alpen-Taliban“ Andreas Hofer nicht nur gegen die Franzosen und Bayern, sondern auch gegen die Pocken-Impfung. Hofers These: Damit werde den Menschen der Protestantismus eingeimpft!

Die FPÖ-Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch tritt mit einem Aufkleber „unmaskiert, ungetestet, ungeimpft und frei!“ auf. Frei? Frei von was? Wohl von klaren Gedanken.

Beispiel Schwaz

Die seriöse Wissenschaft präsentiert Fakten. In Schwaz beispielsweise konnte ein Großteil der Bevölkerung nach dem Ausbruch einer Covid-Variante vorzeitige geimpft werden. Eine letzte Woche präsentierte Studie der Universitäten Salzburg und Innsbruck belegt nun die positiven Auswirkungen: Im Vergleich zu anderen Bezirken mit einer ähnlichen Struktur ist das Infektionsgeschehen in Schwaz um 60 Prozent geringer, zudem ist „die Ausbreitung der damals aufgetretenen Fluchtmutationen“ verhindert worden, wie die Virologin Janine Kimpel im Ö1-Mittagsjournal erklärt hat.

Impfpflicht für alle?

Die Älteren können sich noch daran erinnern, wie in der Volksschule praktisch alle Kinder gegen Pocken oder Masern geimpft wurden. Der damalige Erfolg spricht für sich.

Nebenwirkungen bei den Impfungen sind vorhanden, im Vergleich zum Nutzen für die Gesellschaft aber vernachlässigbar. Wenn sich die politisch Verantwortlichen aufgrund der aufgeheizten Stimmung dennoch zu keiner Impfpflicht bei bestimmten Berufsgruppen durchringen können, müsste für deklarierte Impfverweigerer und zum Schutz der Impfbereiten zumindest die Teilnahme am öffentlichen Leben stärker als bisher erschwert werden.

Derzeit büßen nämlich wir alle das unverantwortliche Gehabe der Impfverweigerer. Mit drastischen Worten auf den Punkt gebracht hat das der deutsche Verhaltensökonom Armin Falk in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Die Allgemeinheit muss zahlen für Trägheit und Dummheit der Impfgegner.“