Ich hoffe, die derzeit entflammte Diskussion um die Sonderschulen wird nicht als Lückenbüßer für das mediale Sommerloch missbraucht („Auch Experten fordern: Weg mit Sonderschulen“), denn das Thema ist zu wichtig.

Derzeit muss festgehalten werden: Österreich verschläft die internationale Entwicklung und gerät in Sachen inklusiver Pädagogik immer weiter ins Hintertreffen. Die Forderungen von Behindertenanwalt Erwin Buchinger sind daher zu unterstützen. Ich verstehe die Ungeduld der Betroffenen, denn der UN-Monitoringausschuss hat die Existenz von Sonderschulen schon 2008 als menschenrechtswidrig kritisiert und deren Abschaffung gefordert (UN-Kritik an Sonderschulen ist richtig)!

Die Kritik an der Sonderschule ist keine Kritik an der Arbeit der Lehrkräfte. Dank der engagierten Arbeit vieler Lehrkräfte sind Sonderschulen heute zum Glück nicht mehr triste Verwahrungsstätten für behinderte und schwierige Kinder, wie das früher oft der Fall war. Häufig gibt es Kleingruppen und eine Ausstattung, von der andere Schulen nur träumen können.

Dennoch ist es eine Tatsache, dass häufig Kinder in Sonderschulen abgeschoben werden, nur weil sie schlecht deutsch sprechen: In Österreichs Schulen haben etwa 18 Prozent Schüler nichtdeutsche Muttersprache, ihr Anteil in Sonderschulen liegt bei etwa 29 Prozent. Sie sind damit von höherer Bildung fast ausgeschlossen.

Wir Grüne treten seit Jahren für eine inklusiv geführte Gemeinsame Schule aller Kinder bis zum 14. Lebensjahr ein, die individuell auf die Bedürfnisse der Kinder eingeht. Dazu braucht es allerdings entsprechende Rahmenbedingungen und mehr Personal!

In der nächsten Sitzung des Unterrichtsausschusses am 7. Oktober bringe ich daher einen Antrag zur Abschaffung der Sonderschulen ein. Sonderschulen sollen zu Kompetenzzentren für inklusiven Unterricht und Förderung umgebaut werden, wie zum Beispiel im Bezirk Reutte und in weiten Teilen der Steiermark bereits geschehen: Kompetenzzentren helfen Schulen bei der Gestaltung des Unterrichts, bieten Weiterbildung für Lehrkräfte an, koordinieren die benötigten Schulplätze im jeweiligen Bezirk, organisieren Fahrtendienste und sorgen für die nötigen Ressourcen. Dort bekommen Eltern auch Hilfe und Beratung.

Wichtig ist mir festzuhalten: Wir brauchen einen geordneten Übergang vom jetzigen System der Aussonderung hin zu einer gemeinsamen Schule, in der alle Kinder Platz haben.

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“