Am Vormittag Stunden kürzen und dann am Nachmittag Nachhilfe anzubieten, ist eine pädagogische Mogelpackung und auch sozialpolitisch nicht nachvollziehbar (Wien: Gratis-Nachhilfe, Zusatzstunden gestrichen).

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl verteidigt diese Kürzung um 1,5 Wochenstunden pro Klasse im kommenden Schuljahr: Er spricht bei unseren Vorschlägen von „Zuckerln für die Bobos“.

Österreichs Schülerinnen und Schüler brauchen eine grundlegende Schulreform statt populistischer Hauruck-Maßnahmen. Am Nachmittag als Reparaturmaßnahme für die Kürzungen am Vormittag Gratisnachhilfe anzubieten, ist zynisch. Nachhilfeunterricht an sich ist ein Krankheitssymptom eines Schulsystems, wir brauchen eine Schule, die Nachhilfe unnötig macht und nicht den Bedarf an Nachhilfe weiter erhöht.

Viele Eltern haben sich bei mir gemeldet und um Hilfe gebeten. Sie sind über Stellenkürzungen für Lehrende an den Schulen ihrer Kinder erzürnt und beklagen das Aus für viele bislang bestehende Zusatzangebote, die nun für SPÖ-Wahlpropaganda geopfert werden sollen: Wer Sprachunterricht oder gesundheitsfördernde Maßnahmen wie der Wiener Bürgermeister als „Zuckerl für die Bobos“ bezeichnet, hat ein vorgestriges pädagogisches Verständnis.

Gerne erinnere ich Herrn Häupl an jene Zeiten, als die SPÖ noch konsequenter Mitstreiter im Kampf für eine moderne Gemeinsame Schule für alle bis zum 14. Lebensjahr war: Dem Wiener Bürgermeister empfehle ich einen Blick in die SPÖ-Geschichte, als sich ein Otto Glöckel oder Fred Sinowatz ebenso konsequent für ein modernes und gerechtes Bildungssystem eingesetzt haben wie heute die Grünen. Hannes Androsch (im Bild bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit mir), der Initiator des Bildungsvolksbegehens, hat das erkannt und bei den letzten Nationalratswahlen eine Wahlempfehlung für mich abgegeben.

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“