Der Herr Staatssekretär Kurz sieht also „Handlungsbedarf“. Gut so. Den sehe ich auch. Sebastian Kurz hat gestern verkündet, er sehe einen „großen Bedarf an Wertevermittlung“ an unseren Schulen und er wolle deshalb ein zusätzliches Pflichtfach „Staatskunde“ ab der fünften Schulstufe: „Viele, die hier geboren sind, haben dennoch wenig Bezug zu diesem Land.“

Das wirft zuerst einmal einige Fragen auf: Warum sieht Kurz „Handlungsbedarf“ erneut ausschließlich bei Kindern und Jugendlichen mit migrantischem Hintergrund? Schon einmal etwas von rechtsextremen Jugendlichen gehört? Von Gewaltbereitschaft? Ist das Ganze nur ein subtiles Schüren von Vorurteilen gegen MigrantInnen durch den Herrn Integrationsstaatssekretär? Und warum verwendet er den Uraltbegriff „Staatskunde“ und nicht „Politische Bildung“? Immerhin wäre Letzteres sogar auf der ÖVP-Homepage als Forderung nachlesbar. Will er zudem erneut nur sein Spezialgebiet „Ankündigungspolitik“ betreiben und hat gar nicht daran gedacht, die Forderung auch umzusetzen? Mit der Unterrichtsministerin hat er jedenfalls noch nicht einmal darüber gesprochen. Soweit so unernst.

Ich unterstütze die Forderung nach einem zusätzlichen politischen Pflichtfach an Schulen. Allerdings darf das nicht auf „Staatskunde“ beschränkt sein, sondern muss umfassende politische Bildung im Auge haben.

Die von Kurz ins Treffen geführte „Wertevermittlung“ wäre besser in einem verbindlichen Ethikunterricht (Ethikunterricht für alle Kinder!) aufgehoben – und das wird von wem blockiert? Erraten: die ÖVP! Wertehaltung gehen weit über das Politische hinaus. In unserer multireligiösen beziehungsweise nichtreligiösen Welt sollen Jugendliche in der Schule mit oft unterschiedlichen Wertvorstellungen konfrontiert werden und darüber unter sachkundiger Anleitung diskutieren. Am besten geeignet ist dafür ein verbindlicher Ethikunterricht!

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“