Darüber redet man ich Österreich nach wie vor nicht gerne: die Kriegsverbrechen der k.u.k. Armee im Ersten Weltkrieg – in Galizien und in Bosnien ging die k.u.k. Armee sogar gegen ZivilistInnen aus der eigenen Bevölkerung vor, um ein gewünschtes Verhalten wie Lebensmittellieferungen oder die Teilnahme am Krieg zu erpressen. Schätzungen sprechen von bis zu 60.000 Opfern. Das Bild stammt aus dem Jahr 1916 und zeigt von der Armee exekutierte Frauen. Hier sind noch intensive Forschungen zu leisten, um diese Verbrechen aufzuarbeiten.
Der Sommer 1914 war europaweit gekennzeichnet von einer unglaublichen Kriegshysterie. Doch es gab auch einige wenige Stimmen der Vernunft. Ein bemerkenswertes Dokument aus Vorarlberg ist die Ausgabe der sozialdemokratischen „Vorarlberger Wacht“ vom 9. Juli 1914. Mitten in der voll anlaufenden Maschinerie der Kriegspropaganda kam aus der Provinz eine scharfsichtige Analyse der damaligen politischen Situation und dem, was da noch auf die Menschen zukommen sollte: „Pfui!“ (< file name="Vorarlberger-Wacht-9-7-1914" >)
Anlass war die Nichtteilnahme sozialdemokratischer Gemeindevertreter aus Bregenz, Dornbirn und Bludenz an Trauersitzungen für das in Sarajevo ermordete Thronfolgerpaar. Mit dem Fernbleiben wollte man gegen die vorherrschende soziale Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung protestieren: „Ihr Herren entrüstet Euch aber nur über einen Mord, wenn Menschen aus hohen und höchsten Kreisen davon betroffen werden.“ Der Autor des Artikels bezeichnet die Trauerkundgebungen als eine „widerwärtige Heuchelei“ der unchristlichen Kriegshetzer. Er macht die „unselige Balkanpolitik Österreich-Ungarns“ für das Attentat auf das Thronfolgerpaar verantwortlich und fordert das Recht auf Selbstbestimmung und Selbstverwaltung der Völker ein.
Der Artikelschreiber warnt aber auch vor einem kommenden „Massenmord“ und sieht, was die politisch Verantwortlichen nicht sehen wollten: „Ein Angriff auf Serbien hat sicher einen Weltkrieg zur Folge.“
Man tut in diesen Zeiten gut daran, auf solche Stimmen der Vernunft aus der Vergangenheit zu verweisen!