Wie und wann entsteht Intelligenz?

2015-06-14T15:42:33+02:0014.06.15, 15:31 |Kategorien: Bildung|Tags: , , |

Gruene-Schule11Wann entwickelt sich die Intelligenz? Früher als bisher angenommen? Dieser Artikel aus der „Zeit“ ist empfehlenswert: „Heimvorteil“.
Die zentrale Botschaft lautet: Lern-Unterschiede von Kindern nach den ersten drei Lebensjahren kann die Schule später nicht mehr ausgleichen, bestenfalls kann eine Vergrößerung des Abstands verhindert werden. Schule kann also lernschwache Kinder zwar fördern, das nutzt aber nur insoweit, dass die Differenz zu den früh Begünstigten nicht noch größer wird. Anhand von Kinderzeichnungen erklärt Matthias Brockstedt vom Kinder- und Jugendgesundheitsdienst in Berlin-Mitte, warum das so ist. Er hat als Amtsarzt in den letzten zehn Jahren 4.000 Kinder auf ihre Schulreife hin getestet.

Die Urheber der Zeichnungen sind knapp sechs Jahre und wohnen in derselben Gegend. Dennoch sind sie in Bezug auf Körperbeherrschung und Konzentrationsfähigkeit, Anstrengungsbereitschaft und Fantasie, Weltwissen und Denkvermögen sehr unterschiedlich. Sie haben einen Entwicklungsunterschied von mindestens drei Jahren. Trotzdem werden sie künftig gemeinsam in eine Klasse gehen.

Unser Grünes Konzept einer „flexiblen Schuleingangsphase“ würde allen Kindern helfen („Volksschule: flexible Schuleingangsphase statt Separierung!“) – Hochbegabten genauso wir Kindern mit Lerndefiziten.

Ansetzen müssen wir aber noch früher: Kinder aus wohlhabenden Familien, die umsorgt und gefördert werden, hören in den ersten drei Lebensjahren 30 Millionen Wörter mehr (!) als Kinder aus der „Unterschicht“: „Keine Schule dieser Welt kann eine derartige Kluft später auch nur annähernd schließen – mögen sich die Lehrer noch so abmühen.“

Die Chancenungleichheit wird derzeit noch verstärkt, denn Kinder aus Akademikerfamilien besuchen häufiger und länger eine vorschulische Bildungseinrichtung als solche aus bildungsarmen Familien. „Zudem ist die Betreuung, Erziehung und Bildungsvermittlung in Einrichtungen mit einem höheren Migrantenanteil meist schlechter als anderswo.“

Und auch das ist interessant, wenn auch nicht überraschend: Der TV-Konsum von privilegierten Kindern ist äußerst gering, ihre weniger privilegierten Altersgenossen hingegen sitzen mehr als drei Stunden täglich (!) vor dem Bildschirm.

Ich möchte die Ergebnisse dieser Studie nicht verabsolutieren. Eine Tendenz aber ist klar: Der vorschulische Bereich muss wesentlich stärker beachtet werden als bislang. Und eine längere gemeinsame Schule nutzt allen Kindern, denn Kinder lernen von Kindern am besten.