Holocaust-Gedenktag und Vorarlberg
Am 27. Jänner 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch die Soldaten der Roten Armee befreit. Seit 2005 ist der 27. Jänner von der UNO offiziell zum Holocaust-Gedenktag erklärt worden.
Zu erinnern ist in Vorarlberg an diesem Tag vor allem an die heimischen Opfer des Rassenwahns. Sie wurden jahrzehntelang nicht beachtet und erst in letzter Zeit ist ihr Schicksal aufgearbeitet worden. Hier die kurzen Biografien jener Ermordeten aus unserem Land, an die mit sogenannten „Stolpersteinen“ erinnert wird: Liste der „Stolpersteine“ in Vorarlberg.
Zu erinnern ist aber auch an die Handlungsmöglichkeiten jener Menschen, die als „Arier“ keine Verfolgung fürchten mussten. Da möchte ich erinnern an zwei sehr unterschiedliche Menschen − die Bregenzer Krankenschwester Maria Stromberger (1898-1957) und den Arzt Irmfried Eberl (1910-1948).
Maria Stromberger (Bild) meldete sich freiwillig nach Auschwitz, hat vielen Häftlingen das Leben gerettet und spielte eine wichtige Rolle in der Widerstandsorganisation, die von den Häftlingen aufgebaut wurde. Sie hat Informationen in das und aus dem Lager geschmuggelt, Waffen und Sprengstoff ins Lager gebracht und den Häftlingen übergeben. Nur mit Glück überlebte sie – die Anerkennung für ihre mutige Arbeit blieb nach 1945 aus. Im Prozess gegen Rudolf Höß, den ehemaligen Kommandanten des KZ Auschwitz, war sie im Jahr 1947 in Warschau eine wichtige Zeugin. Ich habe ihr einen Artikel in der historischen Zeitschrift „Montfort“ gewidmet: „Der Engel von Auschwitz“.
So stammte mit Dr. Irmfried Eberl der erste Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka ebenfalls aus Bregenz. Zuvor leitete er die Tötungsanstalten in Brandenburg und Bernburg. Als KZ-Kommandant wurde er abgesetzt, weil er die Tötungsmaschinerie nicht in den Griff bekam: Tausende von Leichen lagen im ganzen Lagerbereich umher, das Lagerpersonal kam mit dem Verscharren in Massengräbern nicht mehr hinterher. Nach 1945 arbeitete er unter seinem richtigen Namen drei Jahre lang als Arzt weiter, beging dann im Jahr 1948 Suizid, nachdem sein Name im Buch „Der SS-Staat“ von Eugen Kogon erwähnt wurde.
Schuld an den unfassbaren Verbrechen in der NS-Zeit trägt Österreich nicht, Verantwortung übernehmen aber müssen wir sehr wohl. Am Holocaust-Gedenktag gilt es, daran und an die Opfer zu erinnern. Und eben auch jene Verantwortung zu, die im Nachkriegsösterreich jahrzehntelang verdrängt wurde. Heute bedeutet das vor allem en entschiedenen Kampf gegen den überall aufflackernden Antisemitismus!