NS-Opfer aus den Kummenberg-Gemeinden

2019-10-25T22:44:31+02:0026.10.19, 10:26 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , , , , , |

Was ging in Dr. Josef Vonbun vor, als er im Jahr 1941 sein eigenes Kind ermorden ließ? Der Feldkircher Arzt war ein mächtiger Mann im NS-Staat – ein Herr über Tod und Leben. Der Psychiater war damals Leiter der „Gau-Landes-Heil- und Pflegeanstalt Valduna“. Als fanatischer Nationalsozialist war er nicht nur ein kleines Rädchen im mörderischen Getriebe, sondern ein williger Vollstrecker.

Vonbun diagnostizierte bei seiner Tochter eine „angeborene Minderwertigkeit“ und ließ die kleine Waltraud in München mit einer Luminal-Spritze töten. Seine Schwiegermutter hatte er vier Monate zuvor nach Schloss Hartheim deportieren lassen, wo sie in der Gaskammer ermordet wurde.

Ja, es gab sie – die Täter aus der Region. Doch der Inhalt des von mir Ende Oktober herausgegebenen Buches sind nicht sie, sondern ihre Opfer aus den Gemeinden Altach, Götzis, Koblach und Mäder. Unter ihnen befinden sich ein Fluchthelfer, ein Deserteur und ein „Asozialer“ – vor allem aber wurden viele Menschen im Zuge der „Euthanasie“ ermordet.

Der ORF-Vorarlberg hat heute übrigens einen sehr schönen Bericht zum Thema gebracht.

Zu den Opfern gehören aber auch Menschen wie Eugen Noggler. Er überlebte mit anderen Leidensgenossen aus der Region zwar NS-Zeit und Krieg, wurde aber durch ein „Unfruchtbarmachung“ derart verstümmelt, dass er ein Leben lang darunter litt und seine Suizidgedanken in einem ergreifenden Brief auch zu Papier brachte.

Das Buch ist ab sofort über den Buchhandel erhältlich: Harald Walser (Hsg.): Die NS-Opfer der Kummenberg-Gemeinden. Bregenz 2019