11. Dezember 2014

Staatsbürgerschaft und Sprache: Grüße aus Absurdistan!

2015-05-01T08:10:19+02:0011.12.14, 18:59 |Kategorien: Gesellschaft, Integration|Tags: , , , , |

StaatsbuergerschaftstestEin bisschen was bewegt sich in der Alpenrepublik, nachdem ich in einem Gastkommentar für den „Standard“ („Staatsbürgerschaft für Absurdistan?“) und einer anschließenden parlamentarischen Anfrage auf unhaltbare Situation vieler StaatsbürgerschaftwerberInnen hingewiesen habe.
So wurde zur Erlangung der Staatsbürgerschaft eine österreichische Matura (bei der Deutsch bekanntermaßen ein Pflichtprüfungsfach ist) nicht (!) als ausreichender Nachweis für die Beherrschung der deutschen Sprache anerkannt, ja nicht einmal ein Studienabschlusszeugnis – für die Aufnahme eines Studiums ist Deutsch auf dem Niveau B2 Voraussetzung!
Immerhin hat das Innenministerium auf unseren Druck reagiert und erkennt nun offiziell ein österreichisches Maturazeugnis als Nachweis für die Deutschkenntnisse zur Erlangung einer Staatsbürgerschaft an. Allerdings hat man in scheinbar typisch österreichischer Manier die Gelegenheit zu einer umfassenden Reparatur des Gesetzes nicht genützt und weiterhin mehr Graubereiche offen gelassen als geschlossen. Es ist beispielsweise nach wie vor nicht möglich, mit einem abgeschlossenen Universitätsstudium in Germanistik ohne separaten Nachweis der Sprachkenntnisse zur Staatsbürgerschaft zu kommen.
Nicht imstande sah sich das Innenministerium in der Anfragebeantwortung, das Wort „muttersprachlich“ zu definieren, obwohl dieser Begriff im Gesetz verwendet wird. Das ist eine Peinlichkeit und eine Ignoranz, die für Menschen, die zweisprachig aufwachsen, aber weitreichende Folgen hat. Der Innenministerin sind Ergebnisse der Sprachwissenschaft offensichtlich ziemlich egal, weil sie trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse, dass diese Art der Deutschsprachtests sogar zu vermindernden Leistungen führen können, einfach ignoriert. Auch Evaluierungen spielen in der Befindlichkeitspolitik der Innenministerin offensichtlich keine Rolle.
Wir leben nach wie vor in Absurdistan, in dem das Wort „Willkommenskultur“ eine bloße Worthülse darstellt.

21. Juli 2014

Einsprachigkeit ist heilbar: Wir fordern Türkisch als Maturafach

2015-05-02T11:55:51+02:0021.07.14, 13:00 |Kategorien: Bildung|Tags: , , , |

Schon im Frühjahr 2011 ließ uns Ex-Unterrichtsministerin Claudia Schmied wissen, dass im Ministerium an einer Änderung der Lehrpläne gearbeitet würde, wonach einer Einführung eines an der Universität Graz bereits ausgearbeiteten Lehramtsstudiums für Türkisch und einem Schulfach „nichts mehr im Wege“ stehe. Gescheitert sind Schmieds Pläne an der ÖVP, die zuerst positive Signale gegeben hatte, um dann einen Umkehrschwung einzulegen. Vom üblichen Geschrei der FPÖ samt prognostiziertem Untergang des christlichen Abendlandes spreche ich gar nicht.

Nun, drei Jahre später, wurde ein neuerlicher Anlauf, gestartet. Von 50 AHS-DirektorInnen haben sich in einer von SOS-Mitmensch durchgeführten Erhebung 36 (also 72 Prozent) für die Einführung des Faches ausgesprochen. Die DirektorInnen begründen ihre Haltung u.a. damit, dass sie „mit einem positiven Effekt für die Grammatik und den Wortschatz der Jugendlichen rechnen. Außerdem sei die gute Beherrschung der Muttersprache Voraussetzung für das Erlernen weiterer Sprachen. Eine Türkisch-Matura schaffe auch einen Anreiz zu höherer Bildung.“

Inzwischen haben sich auch VertreterInnen aus der ÖVP, SPÖ, viele Initiativen, PädagogInnen und ExpertInnen aus den Universitäten der Forderung nach Einführung des Faches angeschlossen.

Die Fakten: In Österreich sprechen an Oberstufenklassen (AHS, BHS) 6.300 SchülerInnen auch Türkisch. Sie sind also zumindest zweisprachig. Ihnen in ihrer Erstsprache einen Unterricht und die Ablegung der Matura anzubieten, ist eine Qualitätssicherungsmaßnahme, die nicht nur den SchülerInnen zu Gute kommt, sondern letztlich auch dem Staat, der von einer zusätzlichen Qualifikation seiner SchulabsolventInnen – nicht zuletzt in ökonomischer Hinsicht – nur profitieren kann.

In Nordrhein-Westfalen ist es seit vielen Jahren möglich, auch in Türkisch ein Abitur abzulegen. Im Schuljahr 2012/13 belegten dort mehr als 8.000 SchülerInnen das Fach. Auch das Bundesland Hessen prüft eine Einführung und in Baden-Württemberg wird ein Schulversuch vorbereitet.

Auch Österreich sollte diesen Schritt nun endlich setzen. Wir Grüne haben daher in der letzten Sitzungswoche des Nationalrats einen Entschließungsantrag zur Einführung von Türkisch als Maturafach eingebracht und hoffen auf eine Koalition der Vernünftigen und eine rasche Umsetzung.

2. Juni 2014

Servus statt Tschüss?

2014-06-02T13:10:00+02:0002.06.14, 13:10 |Kategorien: Bildung|Tags: , |

Nun will Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek als österreichische Eigenheiten und Ausdrucksweisen der Sprache retten und allen Schulen entsprechende Broschüren zur Verfügung stellen. Vor allem die DeutschlehrerInnen sollen dabei unterstützt werden, Kindern den Stellenwert des österreichischen Deutsch zu vermitteln („Servus statt Tschüss: Bildungsministerin schickt Broschüre an Schulen“).

Das ist keine schlechte Idee. Schon letzte Woche habe ich in einem Gastkommentar für „Die Presse“ ein Plädoyer für eine vernünftige Sprachenpolitik in Österreich abgegeben, dabei aber vor engstirnigem Provinzialismus ebenso gewarnt wie vor rigidem Sprachpurismus, der vor jeder „Überfremdung“ warnt. So etwas ist natürlich strikt abzulehnen („Ja zur Vielfalt von Sprachen, aber Nein zum Sprachpurismus“).

Mit Boschüren allein wird es aber nicht getan sein, Frau Ministerin. Es geht darum, den österreichischen Standard auch in die LehrerInnen-Ausbildung zu holen und zu fördern. Im internationalen Kontext gilt das Prinzip der Plurizentrik, das die Gleichwertigkeit aller Varietäten einer Sprache anerkennt. So wie das im Englischen selbstverständlich ist. Im Deutschen müssen wir noch daran arbeiten.

Im Übrigen darf dgehofft werden, dass sich die Tatkraft des BMBF künftig im gleichen Ausmaß auch auf die übrigen Baustellen erstreckt: BIFIE, Zentralmatura, Neue Mittelschule …

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

Hier erfahren sie mehr…

Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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